„........hütet euch vor der Dämmerung..........hütet euch vor der Dämmerung......hütet euch.......!“
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Charlotte schrak im Bett hoch und war schweißgebadet. Hastig blickte sie sich in der Kabine um, die im aufkommenden Morgenlicht, das sich durch die Butzenscheiben brach, den Raum mit Leben füllte.
Über dem Bettrand hinweg schaute sie, über den dunklen Holzboden an den Gasleuchten vorbei zum Kartentisch, auf dem ihre Kleidung bereit lag, wartend dass sie sie anlegte.
Der schwere Atem in ihrem Bett ließ sie klar werden, dass ihr Mann noch im tiefsten Traum lag.
„Mein kleiner Käptn“, flüsterte sie neckisch;“ träum du mal schön weiter.“ Ihre Hand hieb auf den Körper, der sich unter ihrer gemeinsamen Bettdecke ausbreitete und sie schwang ihre Füße auf den kalten Boden. Ihr Atem drang als Nebel aus ihrem Mund und sie schlang ihre Arme um ihren Körper. „Verdammt ist das kalt!“, fluchte sie in den Raum hinein und warf sich hastig ihre warme Decke über und schlich sich zur Kabine ihrer kleinen Tochter, die von ihnen durch eine Doppeltüre getrennt war, und ihr eigenes kleines Reich hatte.
Charlotte blickte hinüber zu ihrem Bett.
Selig eingepackt in Felle und Decken atmete die Kleine ebenso schwer und ruhig wie ihr Vater noch in den tiefsten Träumen.
„Schlaf du weiter meine Kleine, dass Schiff passt auf uns auf.“
Kaum hatte sie jene Worte leise ausgesprochen folgte auch schon die Antwort.
Ein vibrieren durchfuhr ihre blanken Füße, gefolgt von einem kaum hörbaren Schlagen eines Herzens tief unter ihr aus dem Maschinenraum. Feuer entfachte sich im Kamin und die Gasleuchten flammten auf.
„War ja klar. Du hörst auch erst wenn man dich weckt“, schmunzelte sie und streifte die Decke von ihren zarten Schultern.
Ein weiteres Vibrieren durchströmte ihren Körper, was sie als eine Art Guten Morgen-Gruß des Schiffes interpretierte, ging zum Kartentisch und legte ihre Kleidung an.
Auf Deck war schon eine Menge los. Charlotte trat hinaus in die Morgensonne,die sich auf der Wasserfläche spiegelte. Sie hielt die Hand vor Augen um nicht geblendet zu werden und starrte auf den warmen dampfenden Kaffee der unter ihre Nase gehalten wurde.
„Guten Morgen Maat. Ungewohnt das auch ihr schon so früh wach seid.“
„Aye Vizekäptn. Irgendwas aber brachte mich dazu nicht mehr schlafen zu wollen und als ihr die Brücke betreten habt ,dachte ich mir daß ihr wohl auch nichts gegen einen frischen Kaffee hättet.“
„Ihr wisst was Frauen wollen.“ grinste sie und atmete den frischen Geruch ein, der aus der Tasse vor ihr herausströmte.
„Na ohne Kaffee sind hier Einige schwer zu ertragen.“, lachte der Maat, „Das ist reiner Selbstschutz.“ Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Pott und wies vorne zum Bug.
„Viel los heut früh. Ungewohnt, daß fast die gesamte Deckcrew schon so agil ist. Das Schiff verließ wohl heut Nacht den Zeitstrom um uns hier in dieser Kälte wassern zu lassen. Kam wohl überraschend für viele, mich eingeschlossen.“, lachte er verächtlich.
Charlotte blickte zu ihm hoch. „Wo sind wir?“ ,fragte sie.
„Sieht mir nach der Küste von Skandinavien aus, wenn ich mich recht entsinne, auf die wir zusteuern. Ich war schon mal hier. Damals. Is ne Ewigkeit her.“
„Ewigkeit. Ja das wird es wohl nicht sein. In eurer Erinnerung vielleicht eine Ewigkeit, aber Ewigkeit ist auf diesem Schiff wohl das falsche Wort. Wir kennen die Ewigkeit nicht. Für uns ist alles entweder Gestern, Heute oder Morgen.“ Charlotte seufzte tief als sie jene Worte dem Maat sagte. Für sie selbst war es auch nur ein Gestern gewesen als sie jenes Schiff, das so lebendig schien, zum ersten Mal betreten hatte.
„Na ihr wisst was ich meine Vizekäptn.“
„Aye Maat ich weiß.“ , sprach sie und klopfte zustimmend auf seine Schultern.
„Dann werde ich mal Ordnung schaffen und Segel setzen lassen. Die Richtung hat er ja vorgegeben. Was auch immer wir da sollen, er wird’s wohl besser wissen.“, polterte er los und trat mit schweren Schritten über die Treppen hinunter aufs Deck, bedacht darauf, nichts von seinem Kaffee zu verschütten.
Charlotte blickte ihm hinterher.
Die Weite des Schiffes, ihrer Heimat, war schwer greifbar. Die dunklen Planken zogen sich, Angesichts ihrer Position, weit voraus bis zum Bug, wo auf der gläsernen Kuppel sich ein Farbenspiel von Lichtbrechungen abspielte. Sie sog die kalte Luft tief ein, gepaart mit dem Geruch des dampfenden Kaffees in ihrer Hand.
Kräftige Arme glitten um ihren Körper und ein haariger Kuss landete feucht auf ihren Wangen, gefolgt von einem Klaps auf ihren Hintern und einem leisen Lachen.
„Morgen mein Licht. Ist der Kaffee für mich?“
Sie schlug auf die Hand die zu ihrer Tasse fuhr. „Vergiss es! Das ist meiner. Der Maat selbst brachte ihn mir. Sieh zu wie du deinen bekommst. Du weißt ja wo die Kombüse ist.“ , zischte sie ihren Mann an der hinter sie getreten war.
„Ach komm. Nur ein Schlückchen.“ , bat er sie und versuchte ihre Tasse zu erhaschen, aber Charlotte war ein wenig flinker und entkam seiner fordernden Umarmung.
„Nix da!“, lachte sie und gab ihm einen schnellen Kuss. „Geh selbst und grüß Molar von mir.“
„Du flinkes kleines Biest,“ lachte Black,“ Irgendwann mein Licht, Irgendwann!“
„Genau! I R G E N D W A N N.“, antwortete sie spöttisch.
Black lachte ihr zu und schritt, ebenso wie der Maat, die Treppe hinunter zur Kombüse des Smut die sich im vorderen Unterdeck des Schiffes befand. Charlotte schaute ihm von der Brücke aus hinterher, während er sich lachend und grüßend den Weg durch die Matrosen zum Unterdeck bahnte.
„Man mag ihn. Das ist gut so.“
Charlotte drehte sich langsam herum.
„Du bist also auch schon wach Nickodemeus und kommst hinauf?“
Sie blickte auf den Mann vor ihr der aus dem Schatten ihrer Kabine nun trat. Sein langer brauner Mantel mit den goldenen Zeichen glitt über die Planken, während er sich neben sie am Geländer gesellte. Der bronzefarbene Zylinder schien im Licht der Morgensonne zu glühen. Aus den Atemlöchern seiner Halbmaske stieg sein Atem in die kühle Luft und eine Brille verdeckte gänzlich seine Augen.
Sie schaute ihn an. Jener Mann der soviel wusste , vorhersah und doch nichts Preis gab außer Hinweisen die sie befolgten.
Das war schon so gewesen als sie mit ihm alleine dieses Schiff befuhr und er sie zu jener Dame gemacht hat die sie heute ist.
Lang schien es her und doch so als ob es gestern gewesen wäre.
„Gut geschlafen meine kleine Rose?“
„Willst du darauf wirklich eine Antwort Nickodemeus? Du weißt das besser als ich selbst.“
Er lachte kurz hinter seiner Maske und nickte.
„Was wollen wir hier an dieser Küste? Ich kenne dich gut genug, um zu wissen daß dies hier kein Ausflug wird. Deine Boten sind sehr deutlich.“ Ihre Hände krampften sich an der Tasse fest, sich gerade selbst verfluchend, daß sie diese Frage gestellt hatte.
„Entspann dich meine Rose. Es wird weniger drastisch als du es gerade diese Tasse spüren lässt.“, sprach er, ihr nun zugewandt, während er seine Hände auf jene legte die sich an die Tasse klammerten. Eine immense Ruhe und der Herzschlag des Schiffes gingen von jener Geste aus. Er und das Schiff waren eine Einheit. Charlotte wurde ruhiger. „Du weißt, daß ich dich nie in Gefahr bringen würde meine Kleine, die nicht kalkulierbar wäre.“
Nicht kalkulierbar. Jeder andere der dies zu ihr gesagt hätte, wäre genau in diesem Moment von ihr belehrt worden. Doch er war in jener Position, das beurteilen zu können sich ihr gegenüber so äußern zu dürfen.
Ihr Herz schlug ruhig, während sie ihn ansah. Er beugte seinen Kopf näher an ihren.
„Ihr müsst auf alten Pfaden gehen, die nur einer hier auf Schiff noch kennt. Bringt mir ein tief im Land verborgenes Band mit dem ich den Pakt neu binden kann und wähle weise wen du mitnimmst. Dein Gatte bleibt hier auf Schiff um euch Notfalls zu Hilfe zu eilen, da ihr beide miteinander verbunden seid. Er weiß wann du in Gefahr schwebst.“
Charlotte hasste es wenn er so mysteriös sprach, doch wenn sie eines gelernt hatte, dann, daß seine Worte für Fremde nichts sagend waren, sollten sie in Gefangenschaft geraten und man jene aus ihr heraus pressen wollen.
„Ein Band? Tief im Land verborgen und nur einer kennt die alten Pfade noch?“
Nickodemeus nickte, während er seinen Kopf wieder hob und Richtung Küste blickte.
Charlotte tat es ihm gleich. Sie schien nun klarer zu werden und man erkannte schroffe Formation, die spitz und klar sich vom Ganzen abzeichneten. Riffe wurden erkennbar was, ein dichtes Anlanden wohl nicht möglich machen würde.
„Welches Jahr haben wir Nickodemeus?“
„1126 nach Christus Geburt, laut eurer Zeitrechnung.“
„Und wir sollen dort hin, zu dieser Zeitrechnung, um dir ein Band zu suchen? Bist du irre? Wir fallen auf!“, zischte sie ihn an.
„Dann wird es wohl besser sein ihr passt euch mal wieder an. Die Völker hier sind dumm. Zu viele Fragen könnten gestellt werden, falls ihr Dörfer passieren müsst.“
An Land also. Wieder eine Mission mit unberechenbaren Faktoren, die mal wieder kein Spaziergang wird. Charlotte seufzte. „Warum gehst du nicht?“ , fragte sie. „Wäre ja nicht das erste Mal daß du ne Solonummer hinlegst.“
„Diesesmal überlass ich euch diese Aufgabe, denn wie ich schon euch Teil werden ließ; nur einer kennt die alten Pfade. Ich vertraue euch erneut und euren Fähigkeiten.“
Keine Reaktion seinerseits war zu erkennen, während sie ihn betrachtete. Dieser seltsame Mann. Schon damals ist er so gewesen. Sein Heraushalten hat Gründe, das stellte sie nicht in Frage, doch war ihr auch bewusst, wozu jener Mann fähig war und wieder einmal schickte er sie und vertraute ihr. Sein Gesicht wandte sich in ihr Blickfeld. „Die Bilge is voll mit Kleidung der Jahrhunderte. Genießt die Auswahl.“
Charlotte seufzte schwer.
„Wie viele soll ich mitnehmen und wer ist es der die alten Pfade kennt?“
„Nun du solltest zwei Kämpfer und einen Heiler mitnehmen, besser wären drei Kämpfer, da ich nicht weiß, ob er sich unter Kontrolle halten kann, Angesichts dessen was ihn erwartet.“
Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie ahnte wer Derjenige ist, der die alten Pfade kennt und wenn er ihr schon anrät so viele Kämpfer, sie eingeschlossen, mitzunehmen, dann kann es nur einer sein.
„Ich sehe ihr wisst wer euer Führer nun sein wird.“, zischte Nickodemeus hinter seiner Maske.
„Warum er?“, fluchte sie.
„Er wurde hier geboren und kennt das Land und die alten Pfade. Nicht einmal ich weiß wo jenes Artefakt zu finden ist, denn sonst würde ich euch das kommende ersparen.“
„Er wurde hier geboren? Zu dieser Zeit?“, sie schnappte nach Luft.
„Dreihundert Jahre früher meine Rose, doch seine Spuren sind immer noch da. Ihr werdet es merken.“, zischte Nickodemeus, „deswegen braucht ihr ihn. Er war dabei als es geschah und weiß wo es verborgen liegt.“
Charlotte hieb mit ihrer Faust auf das Geländer. Krachend fiel die Tasse zu Boden und der Rest vom Kaffee ergoss sich auf die Planken.
Charlotte starrte auf die sich ausbreitende Flüssigkeit.
Es ist Eckbert. Derjenige der zu jenen gehörte der für sie ebenso unklar war wie Nickodemeus selbst und jener auch noch seine Hand schützend über ihn hält. Daß Eckbert anders ist als jene hier auf Schiff wurde ihr schon damals bewusst, doch dies nun zu erfahren war ein Schlag in ihr Gesicht, denn bisher hatte sie nie erfahren woher Eckbert wirklich kam. Natürlich war ihr bewusst das auch ein Eckbert einen Ursprung hat, doch diese seltsame Bindung zwischen ihm und Nickodemeus war ihr bis heute nicht klar geworden. Eckbert ist eine hilfreiche Plage, das man nicht von der Hand weisen konnte. Ist er betrunken treibt er nur Chaos und stiftet Unruhe. Eigentlich jemand den man nicht auf Schiff haben will. Deswegen ist er tief unten im Bauch des Schiffes, fern von hier oben. Bewacht von The Wall und Nickodemeus. Das ist aber nur eine Seite von ihm. Der andere Teil, wenn er nicht betrunken ist ,ist jener, der Charlotte höchst unberechenbar erschien. Oft genug hatten er und sie Taten begangen, die fernab jedweder Regel war. Zumindest bei ihm. Ein Vorfall hatte sie noch zur Genüge in Erinnerung, als es darum ging Molar aus dem Gefängnis zu befreien. Bis sie zu der Türe des Gefängnis kamen hinter der Molar festgesetzt war und wartete, ist so manch Blut geflossen, was Charlotte bis heute tief in ihren Gedanken verdrängt. Mit aufkommender Furcht hatte sie gesehen wie schnell und präzise er sich durch die Wachen geschlagen hatte, nur um ihr einen gefahrlosen Weg zu ebnen.
Angewidert und doch faszinierend - unheimlich waren seine Bewegungen zu beobachten. Er hinterließ keinen Laut, zeigte keine Gnade und ebnete ihr einen blutgetränkten, roten Teppich.
Ja er war gefährlich, doch der Rum hielt ihn im Zaum. War es wirklich nur Rum? Er trank stets nur aus einer Flasche die von Nickodemeus persönlich und stets gefüllt wurde.
„Och ne. Der gute Kaffee Käptn. Der hat euch doch nix getan.“
Charlotte wurde aus ihren Gedanken gerissen, während sie auf den sich ausbreitenden Kaffeesee starrte.
Zu sich kommend blickte sie auf den wild gestikulierenden Doc, der mit einem Grinsen ihr gerade scherzhaft deutlich machen wollte, was sie da angestellt hatte.
Doch er ließ davon ab, als er in ihr finster blickendes Gesicht sah.
„Wenn ihr so einen Blick habt möchte ich nun wissen was ich angestellt habe?“
„Du gar nichts Doc und hoffen wir daß es nicht dazu kommt. Wir gehen gleich an Land. Sag bitte McGrinder, Molar und Eleanor Bescheid. Die werden uns begleiten. Wir treffen uns in der Kleiderkammer.“
Er schaute kurz hinüber an die Küste, fasste sich an seinen Kopf und schüttelte sich kurz, ehe er sich wieder ihr zuwandte.
„Will ich das jetzt wissen, oder erklärst du uns gleich was los ist wenn wir darüber rudern?“, fragte Doc.
„Später!“, zischte sie und er nickte, hastete nach unten und sammelte die anderen in der Kleiderkammer.
„Was tust du mir wieder an Nickodemeus?“, zischte sie an die leere Stelle wo er eben noch gestanden hatte ehe der Kaffee zu Boden gefallen war.
Auf keine Antwort von ihm hoffend ging sie in das Zimmer ihrer kleinen Tochter die immer noch tief schlafend in ihrem Bettchen lag. Sie hauchte ihr einen Kuss auf , verharrte noch den Augenblick aufsaugend an ihrem Bett, holte tief Luft und schloss wieder die Doppeltüren zu ihrem kleinen Reich.
Im Vorbeigehen griff sie nach dem Schwert mit dem Adlerkopf. Ihrer Versicherung die sich schon oft bewährt hatte. „Kopfklinge“, lachte sie, „na hoffentlich brauche ich dich nicht.“
Auf Deck hatte sich Einiges getan als sie zur Kleiderkammer ging.
Ihr Mann selbst überprüfte halb fluchend das Beiboot auf seinen Zustand und Beladung. Sein Blick ihr zugewandt kannte sie überdeutlich. Er war sauer und hatte Sorge das ihr nichts geschieht. Sie nickte ihm beruhigend zu und stieg die Stufen ins Unterdeck hinab. Auf dem ersten Kanonendeck, das sie passieren musste, schritt sie an Mim und ihren Leuten vorbei, die stets dafür sorgten daß die Aera Hard bereit war sich zu wehren.
Mim nickte ihr zu. Charlotte erwiderte gedankenverloren den Gruß und trat nun in die Kleiderkammer, wo Molar, McGrinder, Doc und Eleanor sich bereits ihre Kleidung ausgesucht und angelegt hatten.
Ein seltsamer Anblick war das. Spärliche Kleidung, wie von ärmlichen Händlern. Kein Schnickschnack, nichts Pompöses, das verraten könnte, wer sie in Wirklichkeit waren.
Molar, komplett in Schwarz gewandelt, machte einen nun noch bedrohlicheren Eindruck als in seiner sonst üblichen mit Knochen übersäten Kleidung und sein finsterer Blick unterstrich das Ganze noch. Eleanor selbst zog es vor sich bequemer und weniger bedrohlich zu kleiden. Schlichter einfacher Leinen als Hose, ein Schaffell über ihre Schultern, das auf der grob gewebten braunen Tunika ruhte. Mc Grinder hatte es etwas einfacher gewählt, denn seine Zeit lag nur etwa Einhundert Jahre weiter, was einem Kilt aber nicht abträglich, geschweige denn verräterisch werden könnte. Er hüllte sich ebenfalls in eine gewaltige Felldecke die er als Poncho trug. Der Doc wählte den etwas feineren Stoff, was einem Händler Nahe schien. Charlotte selbst zog es vor es dem Doc gleich zu tun und sich als Frau von gehobenen Bauernadel zu kleiden. Somit waren ihre Waffen nicht offensichtlich, jedoch schnell greifbar durch die versteckten Eingriffe im Kleid. Sie waren also bereit.
Charlotte schritt sie begutachtend ab, als Nickodemeus sich zu ihnen gesellte.
Wie immer trat er aus den Schatten heraus, das sie jedesmal zusammen zucken ließ wenn er dies tat.
Kann er nicht einmal die Tür benutzen wie jeder andere hier auf Schiff auch?
Das war in der Tat selten, denn so zeigte er sich ihnen eigentlich nie, außer jenen mit denen er schon mal zu tun hatte, was bei Molar und Doc der Fall gewesen war, die auch nicht gerade erfreut auf sein Erscheinen reagierten. Doch Charlotte hob ihren Finger an den Mund und beide blickten zu Boden, ihren Unmut im Zaum haltend.
„Deine Wahl Charlotte?“, fragte er ihr zugewandt.
„Aye Sir! Meine Wahl.“ Ihre Stimme war fest.
Sir nannte sie ihn nur in Gegenwart der Mannschaft, denn all jene kannten seinen augenscheinlich wahren Namen nicht, der wohl auch nur erdacht war, wie sie schon seit ihrer gemeinsamen Zeit vermutet.
Er holte tief hinter seiner Maske Luft und schritt die Reihen ab, kurz verharrend bei Molar und Doc. Sein Schritt war militärisch wie jener der Kommandanten die Charlotte in ihrem früheren Leben gedrillt haben.
Für einen kurzen Moment fand sich Charlotte auf dem Exerzierplatz wieder, der lange Zeit ihre Heimat gewesen war, als sie den Sir betrachtete.
Wie damals, dachte sie bei sich oder war es gestern?
„Nun Vizekäptn. Ich hoffe ihr kehrt heil zurück.“
Charlotte wollte gerade antworten als Molar das Wort an sich riss.
„Verzeiht Vizekäptn aber gesteht mir diese Frage zu.“
Charlotte starrte ihn an und dann zu Nickodemeus. Keine Reaktion zu sehen bei ihm.
„Was ist?“, zischte sie. Ihr war diese Situation unangenehm.
„Wenn ich mir unsere Gruppe hier anschaue“, sein Blick glitt die Reihe entlang an deren Ende er stand, „plus der Anwesenheit des Sir selbst,“ seine Stimme klang zynisch,“ dann komme ich nicht umhin zu fragen wohin diese Reise geht und deren Grund.“ Sein Blick lag hart auf dem Sir der vollkommen regungslos da stand. Die gerade herrschende Situation war zum Zerreißen gespannt. Die Aggression war fühlbar.
„Weil ich euch irgendwohin führen soll, wo etwas liegt, was nur ich weiß. Ihr sollt aufpassen. Auf mich!“, kam es plötzlich aus dem Wäschehaufen der Kleiderkammer.
Mc Grinder , Doc und Eleanor wirbelten herum. Molar verdrehte die Augen.
Eckbert tauchte aus dem Wäschehaufen auf. Mit glasig wirren Blick stolperte er aus dem Haufen, knallte gegen die Wand der Kleiderkammer und rappelte sich süffisant grinsend auf.
„Damit ist alles gesagt.“, sprach der Sir Molar zugewandt, trat einen Schritt ihm entgegen und nahm seine Brille ab. „Und es ist besser für euch wenn ihr mehr nicht wissen müsst.“
Beide standen sich gegenüber.
„Verstanden Sir! Den Rest erfahren sie von mir!“ , bellte Charlotte sich zwischen sie drängend. Sie wandte ihren Blick Molar zu, der ihr zunickte und seinen Blick abwandte.
„Danke.“ , flüsterte sie ihm zu.
„Für euch gerne Kapitana.“, antwortete er leise und ließ seinen Dolch wieder in der versteckten Tasche seiner Armschiene verschwinden.
„Also Missy? Geht’s los? Brauch Frischluft. Draußen schmeckt der Rum auch besser.“
Eckbert. Talent hatte er für unangenehme Situation.
Mc Grinder lachte laut auf. „Wir zwei auf Landgang und dann noch aufpassen? Na das kann ja was werden.“
Eckbert grinste verschroben in die Runde und sein Blick wurde ernster als er den Sir erfasste, der seinen Blick mit einem unmerklichen Nicken beantwortete.
Alle Sechs schritten an Nickodemeus vorbei, über das Kanonendeck, hinauf ans Tageslicht.
Hätte Charlotte sich jetzt noch einmal umgedreht hätte sie die ganze Mission in Frage gestellt. Der Sir hatte seine Brille abgenommen und mit nachdenklichem Blick ihr Weggehen beobachtet.
Charlotte und ihre Mannen, die nun in Umhänge gehüllt an Deck auftauchten , geblendet von der über ihnen stehenden Sonne, schritten auf das bereite Beiboot zu, das nun schon seitlich der Reling über dem Wasser in den Auslegern hing. Mc Grinder und Molar überprüften den Proviant und ordentlichen Sitz ihrer benötigten Habe, während Eckbert, begleitet von Doc und Eleanor, ebenfalls nach etwas suchte.
„Wonach schaust du Eckbert?“, fragte Eleanor.
„Waffen? Nehmt ihr keine Pistolen mit?“
Doc hieb sich mit der Hand vor dem Kopf und Mc Grinder schnaufte.
„Du und Pistolen Eckbert. Wie oft sollen wir dich wissen lassen, daß diese Kombination nicht gesund für keinen von uns wäre. Jetzt rein da!“, schnaubte Eleanor und stiess ihn ins Boot.
Mc Grinder warf Eckbert ein Ruder zu. „Schlag die Wellen Eckbert. Dieses mal keine Pistolen und schon gar nicht für dich.“
Käptn Black , abseits des Ganzen, hatte dies beobachtet und es gefiel ihm gar nicht, daß es mal wieder seine Frau sein musste, die eine seiner Missionen erfüllen sollte. Charlotte wusste um seine Sorge und nahm ihn in den Arm. „Wir kriegen das hin und beeilen uns.“ Ihre Hand fuhr über seine von der Kälte rot gefärbten Wangen. „Nun schau nicht so ernst. Wenn wir dich und das Schiff brauchen wirst du da sein. Ich weiß es.“ Sein Blick war ernst als er in ihr Gesicht sah. „Passt auf euch auf. Ich halte euch im Auge.“ „ Das weiß ich und nun sei Käptn.“ Sie griff sein Gesicht und drückte ihm einen Kuss auf und gesellte sich zu den anderen ins Beiboot.
„Abwärts!“ befehlte Black.
McGrinder, Eckbert , Eleanor und Molar ruderten mit harten Schlägen, die Wellen brechend, sich vom Schiff los. Die Küste lag noch weit vor ihnen, da die Aera Hard aufgrund ihres Tiefganges nicht nah genug heran kam, um ihre Plackerei zu erleichtern. Doch die Strömung half und nach einer Weile kam der Strand in Sicht.
Der Doc saß neben ihr am Bug des kleinen Bootes, das sich trotzig durch das Wasser schob, angetrieben von den kräftigen Ruderschlägen. „Willst du uns jetzt erzählen um was es geht?“
Charlotte nickte ihm bejahend zu und deutete ihm, daß der Strand gleich erreicht war und sie erst das Boot verstecken sollten, eh sie ihnen sagte worum es geht.
Das Boot brandete knirschend an der Steinküste auf und alle sprangen heraus um das Boot an Land zu ziehen.
„Wat ne Schinderei! Erst paddeln dann ziehen.Ich brauch mal nen Schluck Rum.“
„Saufen kannste gleich Eckbert,“ knurrte Eleanor,“ zieh mal fester du Bilgenkappes ,das Wasser ist eisig!“ Sie riss ihm die Flasche aus der Hand und Eckbert verstand.
Nachdem sie das Boot in eine brach liegende, grottenähnliche Vertiefung gezogen hatten, außer Sicht vom Klippenrand, blickten sie nochmals zu jener Stelle wo die Aera Hard geankert hatte.
„Wech sind se.“, winkte Eckbert in jene Richtung.
„Versteckt in der Zeit. Wartend darauf uns abzuholen.“, seufzte Charlotte schwer, den sich auflösenden Nebel beobachtend, wo gerade noch die Aera Hard geankert hatte.
Molar suchte den Strand mit McGrinder nach Treibholz ab um in der Grotte, die sie fanden, ein Feuer zu entfachen an dem man sich wärmen konnte. Der Wind pfiff eisig an diesem aufkommenden Mittag und sie beschlossen sich erstmal zu stärken. Der Doc hielt sich bei Charlotte auf, während Eleanor ein Auge auf Eckbert warf, der sich in einer Ecke der Grotte verkrümmelt hatte und genüsslich an seiner Flasche nippte.
„Ich hoffe er trinkt sie nicht leer.“, fürchtete Charlotte.
„Keine Sorge. Ich weiß was hinein kommt.“, flüsterte Doc ihr zugewandt.
„Du weißt es?“ Charlotte war verdutzt.
„Der Sir hat mir drei Ampullen zugesteckt in der Kammer. Du weißt, daß ich ihn ebenso hören kann wie du und der Käptn. Er sagte ich solle nur zusehen, daß der Boden nicht trocken wird. Dann warten bis er schläft und rein damit. Eine Ampulle pro Füllung.“
„Der Kerl denkt an alles.“, seufzte Charlotte erleichtert.
„Er ist ein Mistkerl unser Sir, aber auch ich kenne Eckberts dunkle Seite. Die können wir hier nicht gebrauchen. Erleben will ich das nicht noch einmal.“
„Ich auch nicht Doc. Ich auch nicht.“
Beide atmeten tief durch und gesellten sich zu den vier anderen in der Grotte, wo das Feuer ihnen wärmend Geborgenheit versprach.
Molar kramte in seiner Kiste nach Gewürzen, um den Krabben die sie gefangen hatten, etwas Geschmack zu verleihen. Er wusste wie man sogar Schuhsohlen schmackhaft machen konnte.
Während nun alle an ihren Krabben, die auf ihren Dolchen angeröstet steckten, genüsslich kauten, ab und an des Molars Talente lobten, brannte eine Frage in all ihren Köpfen, zumindest bei Molar, McGrinder, Doc und Eleanor.
Eckbert hielt sich an seiner Flasche und ließ die Krabbe auf seinem Handgelenk Selbstgespräche führen.
Charlotte blickte ihn an und verstand warum die Kinder ihn mochten. Er war selbst eines, wenn er so war.Und dann musste sie zugeben, daß auch sie ihn so mochte.
Oft genug hatte er die Kinder zu sich genommen und beschützt, wenn die Gefechte an Deck tobten. Eckbert hielt mit The Wall zusammen Wacht . Tief unten im Bauch des Schiffes und sie alle waren sicher, denn niemand hätte es überlebt, wenn er Hand an die Kinder legen würde. Auch einer der Gründe warum er tief im Bauch der Aera Hard bleiben durfte.
„Also Vizekäptn. Die Frage des Warum steht an. Nicht, daß wir euch nicht blind folgen würden, aber die Situation ist anders.“, Molars Finger wies in Eckberts Richtung der mit den Selbstgesprächen leise weiterfuhr.
„Aye Molar. Ich denke, daß nicht nur Du es erfahren möchtest, sondern auch jene anderen von euch.“ Charlotte blickte in die Runde und in zustimmende Gesichter.
Eckbert ignorierte sie, der wusste eh Bescheid. So hoffte sie.
„Nun, ich kann euch nur eines sagen und mehr weiß ich wie immer von ihm auch nicht, aber unser Eckbert hier“, sie stieß ihn an, was er knurrend beantwortete,“ er kennt wohl als einziger den Weg zu dem was der Sir braucht.“
„Moment!“, rief Eleanor. „es gibt etwas was der Sir nicht kennt? Das nenn ich mal echt seltsam.“
„Es gibt so Einiges was der alte Knochen nicht weiß. Wo nur ich die Dinge kenne und wo sie verborgen liegen und dann müsst ihr dran glauben und mit mir spazieren gehen.“ Eckbert lachte leise.
Charlotte schluckte erschrocken. Sie blickte eilig in die Runde ehe sie ihren Blick Eckbert zuwandte, der die Krabbe bei jenen Worten ins Feuer geworfen hatte und sich nun auf den Griff seines gezogenen Schwertes gestützt hatte.
Die Kapuze seines Umhanges verdunkelte sein Gesicht zur Hälfte dessen andere Seite vom Feuerschein erhellt wurde. Sein Blick haftete in den Flammen. Er atmete ruhig. Zu ruhig für ihren Geschmack.
Sie blickte kurz auf zu Mc Grinder, der seine Hände scheinbar gelassen auf dem Griff seines Einhänders ruhen ließ, doch sie wusste es besser. Er hatte Eckberts Verfassung begriffen. Die beiden kannten sich lang genug, waren sie nicht ganz unschuldig daran, daß einige Tavernen heute noch in Trümmern stehen.
Auch Molar, Doc und Eleanor war seine Aussprache aufgefallen. Er lallte nicht mehr, klang unheimlich, ruhig und kalt.
Charlotte blickte an ihm vorbei auf die am Boden grünlich schimmernde Flasche. Eckberts Flasche. Der Korken lag neben dem Feuer und ihr Flaschenhals war zum Feuer gerichtet. Sie sah mit Erschrecken, daß die Flasche absichtlich so platziert worden war. Von ihm? Jedwede Flüssigkeit, die noch in ihr gesteckt haben könnte, ist nun verdampft.
Charlotte holte tief Luft und rückte näher an Eckbert heran. Sie hoffte, daß er auf sie hören würde.
„Eckbert? Hörst du mich?“
„Aye Missy, ich höre euch.“ Seine Stimme klang fern.
Die anderen waren still geworden. Charlotte sah wie sie langsam zu ihren Waffen griffen. Unmerklich glitt ihre Hand nach unten ihnen deutend ruhig zu bleiben.
„Eckbert, erzähl uns was es ist ,das der Sir braucht.“ Sie versuchte in abzulenken.
Eckbert, immer noch ins Feuer starrend, holte hörbar tief Luft. Ein Zittern ging von ihm aus. „Das was er sucht Missy ist uralt. Eine Geschichte , ein Relikt und doch so wahr und voller Kraft, daß diese Reise, eure Reise, sehr gefährlich werden kann. Er hat euch mit mir zusammen auf eine Suche geschickt, die im schlimmsten Fall euer aller Ende bedeutet. So handelt er immer. Andere erledigen seine Drecksarbeit und kommen selten mit dem Leben davon. Fragt euren Doc, nicht umsonst wird er „El Fuego“ genannt. Ich war dabei als er sich jenen Titel verdiente.“
„Halts Maul Eckbert! Du hast versprochen nie wieder davon zu sprechen.“ Der Doc war aufgesprungen und hatte die Fäuste geballt.
Eckbert saß immer noch ruhig, am Feuer starrend, die Reaktion nicht achtend.
„Und doch gibst du mir Recht.“, lachte Eckbert leise.
„Setz dich Doc. Lass ihn reden.“, zischte Eleanor und zog ihn zu sich runter.
„Was weiter Eckbert?“, rief Molar.
„Das was wir suchen müssen, für ihn“, er lachte verächtlich,“ stammt aus einer Zeit die euch zum Glück nicht bekannt ist. Es war eine Zeit alter Götter, deren Ende bevor stand. Euer Sir selbst war einer von ihnen, denn jene Welt die euch bekannt ist und in die ihr geboren worden seid, beherbergt noch soviel mehr als ihr es wahr haben wollt, geschweige denn könnt.“ Eckbert spuckte verächtlich ins Feuer. „Ich selbst wurde vor langer Zeit hier geboren und war dabei als das Ende dieser Welt bevorstand. Die Menschen hier reden immer noch davon und in vielen Hunderten von Jahren wird dies noch viele Anhänger, Verwirrte, Spinner und Fanatiker haben die all dies falsch interpretieren.“
„Halt warte mal!“, riefen Molar und Mc Grinder gleichzeitig. „Was willst du uns jetzt erzählen?“
Selbst Charlotte musste Luft holen. Das was Eckbert da von sich gab war starker Tobak. Eleanor blickte verwirrt in die Runde. Auch sie verstand es nicht.
„Was war in dem Rum Eckbert?“. Ihre Stimme klang verzweifelt.
„Tu es nicht Eckbert.“, flehte der Doc.
„Tu was nicht Doc?“ Charlotte war aufgestanden.
Eckbert lachte leise. „Er hat euch mit mir hierher geschickt. Er bestimmt euer Schicksal, auch wenn ihr meint, daß ihr es in der Hand habt. Doch ihr habt Nichts. Nicht einmal diesen Sand.“ Eckbert war nun aufgestanden und ließ kleine Kieselsteine durch seine Hände rinnen, die klackernd zu Boden fielen.
„Verdammt Kerl!“ Molar war auf Eckbert geschnellt und stand bebend vor ihm. „Angst Molar?“
Molar packte Eckbert am Kragen. „Erzähl was du weißt oder ich.......“ „Du beendest mein Leben?“, lachte Eckbert. Sein Kopf hatte sich schräg gelegt und er provozierte Molar. „Nun das wäre mal eine Erfahrung die ich allzu gut kenne. Tu es! Nimm deine Klinge und stoß sie in meinen Körper. Komm, ich helfe dir sogar.“ Eckbert hatte sich Molars Hand gegriffen und hielt den Dolch gegen seine eigene Brust, dessen Klinge sich langsam einschnitt.
Charlotte begriff nicht was da gerade vor sich ging. Diese Situation war zu verrückt.
Molar ,dessen Klinge in Eckberts Brust schnitt, McGrinder mit gezogenen Einhänder vor den beiden. Ein verwirrter Doc und Eleanor die abseits all dieser Situation stand und hilflos wartend sie anstarrte.
„Nun Nickodemeus? Was geschieht gerade. Wo sind sie?“ Hoch oben in den Wolken, außer Sicht aller Völker der Insel, trat Käptn Black neben ihn. Er stützte sich auf die Reling und folgte seinem Blick, was vollkommen sinnlos war, denn er starrte nur auf die massive Dichte der Wolkenbank. Er merkte daß etwas nicht stimmte, denn Nickodemeus atmete schwer. „Muss ich mir jetzt schon Sorgen machen?“ Black wurde nervös.
„Du nicht mein kleiner Käptn, aber ich habe Eckbert unterschätzt. Ich hatte wirklich geglaubt, daß seine Geister vergessen haben.“
„Euer Gebräu hilft nicht auf Dauer. Ich hatte euch gewarnt davor. Eines Tages wird die Scharade enden. Nun habt ihr meine Frau dort unten. Ich lasse Kurs setzen.“, knurrte Black und wollte sich gerade umdrehen fürs Kommando geben, als er von Nickodemeus zurück gehalten wurde. „Warte! Ich vertraue unserer Charlotte, dafür kenne ich sie lang genug.“
„Ich warne dich Nickodemeus! Eckbert ist unberechenbar. Krümmt er ihr nur ein Haar mache ich dich verantwortlich! Du wirst bezahlen dafür.“ Black hatte die Fäuste geballt und fixierte Nickodemeus.
„Das tu ich jetzt schon. Glaub mir!“
„Schluss jetzt ihr zwei! Es reicht!“ Charlotte hatte Anlauf genommen und war zwischen beide Männer gesprungen die unvorbereitet dieser Attacke auf den Boden krachten.“Mc Grinder, Eleanor ! Ihr haltet Eckbert im Auge.“, bellte sie durch die Grotte, während sie sich zu Molar runter beugte und ihre Peitsche auf dem Boden schleifen ließ.
Eleanor und McGrinder hielten Eckbert am Boden, der nur irre lachte.
„Ich habe auch Angst Molar. Glaube mir bitte, doch das hier bringt uns nicht weiter.“ sprach sie zu ihm, während sie seine Hand griff und ihm hoch half.
„Was stimmt mit dem Kerl nicht? Ich verstehe nichts von dem was er sagt.“
„Bist du dir sicher Molar? Dein Blick eben hat mir was anderes gesagt. Eckberts Worte haben etwas in dir geweckt, das konnte ich sehen. Was war es?“, zischte sie.
„Er weiß wovon ich spreche und der Doc auch. Nicht ich bin das Risiko hier, sondern eure Wahl die zwei mitzunehmen!“ , brüllte Eckbert.
Charlotte zog die Kopfklinge von ihrem Halfter am Bein und stieß sie in Richtung Eckberts Hals, der immer noch von McGrinder und Eleanor am Boden gehalten wurde.
„Ah. Die gute Freundin. Eure treue Begleiterin. So viele Schädel schon vom Rumpf getrennt durch sie, und nun Missy? Meiner auch?“
„Noch ein Wort Eckbert und ich mach es wahr!“ Charlotte zitterte, oder war es die Klinge die ihren Dienst verweigern wollte? Wie damals als sie sich auf ein Duell mit ihm eingelassen hatte. Das gleiche Zittern.
„Schon gut Missy. Ich erzähle was hier geschehen ist, oder besser noch, ich zeige es euch. Lasst mich los ihr zwei!“, lachte Eckbert.
Charlotte nickte und sie ließen ihn aufstehen.
Eckbert schüttelte sich kurz, raffte seinen Umhang zusammen, wickelte Stoffbandagen um sein Schwert und hielt diese ins Feuer.
„Folgt mir und dem Licht. Nicht umsonst hat Er euch diesen Landeplatz zugewiesen.“
Theatralisch schritt Eckbert an ihnen vorbei, in die tiefe Grotte hinein:“ Wandelt auf alten Pfaden und erfahrt wofür ihr gekommen seid.“
Charlotte nickte ihnen zu und sie rafften ihre Sachen zusammen, um Eckbert in die Tiefe der Höhle zu folgen.
Molar und Doc gingen zum Schluss, während sie sich, nur durch das vor ihnen lodernde Feuer, den Weg ertasteten.
„Was hast du gesehen Molar?“ , flüsterte Doc ihm zu.
„Nichts Gutes. Etwas das ich bis heute nicht begreifen will.Es ist nicht real. Nur ein Streich meiner Erinnerung.“
„Wenn es das ist was du glauben willst, red dir das nur weiter ein. Ich tue das auch mit ein wenig Hilfe davon.“ Er zog eine Flasche Absinth aus seinem Mantel. „Medizin gegen Albträume, wenn du verstehst.“
Eine Ewigkeit erschien es ihnen in dieser verfluchten Kälte, die stetig zunahm, je tiefer sie in die Dunkelheit vordrangen.
Ihre Hände konnten sie kaum wahr nehmen, wenn nicht der spärliche Feuerschein vor ihnen den Weg leuchten würde.
„Eckbert? Wie weit willst du uns noch in diese Tiefe führen?“, rief Charlotte durch die Dunkelheit.
„Weniger weit als ihr glaubt und noch weiter als wir müssen.“
„Sag mal, hast du jetzt Höhlenkoller oder wieso faselst du so komisch?“, rief McGrinder.
„Mitnichten mein Dicker, aber an eurer Stelle würde ich jetzt stehen bleiben!“, rief Eckbert und rammte sein Schwert funkensprühend in das Geröll am Boden. „Hier endet der Weg!“
„Was meinst du mit enden?“, fragte Charlotte. Die anderen hatten aufgeschlossen und standen im Halbkreis vor Eckbert.
„Schaut selbst! Hinter mir klafft ein Spalt von gut zehn Metern der an einer Wand endend. Also Sackgasse.“
Der streifte nun seinen Umhang ab und stand nun halb entblößt vor ihnen. Sein Grinsen war im Fackelschein diabolisch anzusehen.
„Lass dein Schwert stecken McGrinder. Ich mach es mir nur bequemer und euch rate ich mir es gleich zu tun.“
„Ich zieh mich doch nicht aus!“ , rief Eleanor empört.“Es ist saukalt hier unten.“
Charlotte ahnte was jetzt kam. Sie hatte das Rauschen weit unter ihren Füssen bemerkt und begann ebenfalls sich zu entkleiden.
„Sie hats verstanden.“, lachte Eckbert.
„Zieh dich soweit aus das du noch schwimmen kannst Eleanor, alles andere lass hier.“, sagte Charlotte ihr zugewandt.
„Gibts keinen anderen Weg?“, rief der Doc.
Eckbert drehte sich herum. „Einen anderen Weg? Den hat es nie für euch gegeben. Dieser Weg ist der einzig sichere, es sei denn, du möchtest tagelang über Dörfer und durch Wälder laufen, anstatt schnell zum Schiff gesund zurück zu kehren. Denn ich möchte das und euch will ich heil zurück bringen. Er sagte zwar, daß ihr auf mich aufpassen sollt, hättest du mir das Zeug weiter verabreicht, was er dir anvertraut hat. Hier unten ist mein Reich, der Weg den er nicht kennt. Also Doc. Es ist Badetag.“ Eckbert lachte.
„Du bist unberechenbar Eckbert und ich mag dich nicht, aber in dem Fall vertrau ich Dir. Vergessen wir unseren Streit, denn auch ich will zu meinem Findus und dem Schiff zurück“ Molar reichte ihm die Hand, die Eckbert ergriff. „Bei Tageslicht Molar wird sich alles ändern. Glaube mir, so wahr ich Ekus Lokison genannt wurde.“
„Ich bin zwar nicht beruhigt, aber die Kapitana vertraut dir. Auf geht’s!“ Molar streifte seinen Umhang ab und wickelte sein Hemd um die Hüfte.
„Ich bleib hier und sichere euren Rückzug.“, sagte McGrinder.
Eckbert und Charlotte drehten sich herum.
„Du kommst mit Maat! Ich lasse niemanden zurück. Wir gehen gemeinsam oder wir lassen es.“
McGrinder schaute in die Dunkelheit hinunter aus der das Rauschen zu ihnen herauf klang. „Angst mein Dicker?“, höhnte Eckbert. „Du weißt genau, daß ich keine Angst habe, jedoch sollte mindestens einer von uns so klaren Verstands sein, daß er unsere Rückkher absichert.“, knurrte McGrinder. „Es wird hier keinen Rückweg mehr geben und du wirst den Eingang nie lebend erreichen.“, flüsterte Eckbert.
„Wovon sprichst du Eckbert?“ Charlotte war neben ihn getreten.
„Molar? Doc? Tut mir doch bitte mal den Gefallen und schaut in den Gang aus dem wir gekommen sind.“ Eckbert deutete hinein in die Dunkelheit.
Beide taten wie ihnen geheißen und auch Charlotte drehte sich herum und folgte Eckberts Wegweisung.
Im langsam erlischenden Feuerschein starrten sie in die Dunkelheit und neben dem Rauschen, das aus den Tiefen zu ihnen klang, mischte sich ein metallisches Kratzen und ein Surren. Es kam etwas aus diesem Gang genau auf sie zu und das Scharren von Metall wurde zunehmend lauter. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Charlotte blickte zu Eckbert der ein seltsames Grinsen angenommen hatte. Das kannte sie. Sie erschrak.
„Was ist es Eckbert.“, flüsterte sie. „Uralt. Sehr mächtig und euer Tod, wenn wir nicht sofort verschwinden. Er folgt uns schon eine ganze Weile. Badetag Missy. Ich hatte es euch gesagt, daß es noch andere Dinge auf diesem Planeten gibt.“
Eleanor starrte auf Molar und Doc. Das Kreischen und Surren wurde lauter.
„Was ist das Vizekäptn?“,rief sie. „Schatten. Es war doch kein Traum.“, riefen Molar und Doc in Panik. „Ganz recht!“, lachte Eckbert. „Dann bitte einmal hier entlang, bevor es euch in Stücke reisst.“ Eckbert wies mit seinem aus dem Boden gezogenen Schwert in Richtung Abgrund. „Schön die Luft anhalten.“ McGrinder, von Eckbert am Arm gerissen, war der Erste, der in die Tiefe geschubst wurde, gefolgt von den anderen.
Eckbert blickte noch einmal in den Gang aus dem sich die Fratze eines halb verwesten riesigen Wolfes löste. „Hallo alter Feind.“ , rief er der Fratze noch ins Gesicht, ehe er hinab in die Dunkelheit, den anderen folgend, sprang. Begleitet von dem leiser werdenden Knurren des Wolfes, der am Rand nach ihm geschnappt hatte.
Der Sprung nach unten erschien ihnen wie eine Ewigkeit, in dem Wissen, daß sie gleich von Eiseskälte umschlossen würden.
Das Rauschen unter ihnen wurde lauter und der Schmerz des Wassers, das sie auffing, war unerträglich. In Bewegung bleiben! Der einzige Gedanke, der sie durch den rasenden Sog trieb. In Bewegung bleiben! Weiter strampeln. Charlotte prustete und versuchte, tastend nach vorne, die anderen zu greifen. Eine Hand schlug ihr ins Gesicht und sie krallte sich daran fest. „Ruhig Kapitana , ich bins.“ Das war Molar. Beide tasteten sich in der schneller werdenden Strömung weiter. Molar bekam einen Haarschopf zu packen der aufjaulte. „Eleanor! Wir sinds!“, rief Charlotte. Die drei klammerten sich aneinander um mehr Auftrieb zu bekommen. Hinter ihnen jaulte jemand auf vor Schmerz.“Doc! Hierher!“ Charlotte bekam ihn zu fassen und zog ihn ran. „Gehts dir gut?“ , prustete sie. „Das war ich nicht, dass war hinter mir. Irgendwas schweres Großes stürzte kurz nach mir ins Wasser.“ Sie wurden weiter durch den Tunnel gerissen, der immer schmaler wurde und den Wasserfluss immer schneller werden ließ. Sie hatten Mühe dagegen anzukämpfen, da das Wasser an Temperatur nicht zu nahm, von den Felsenspitzen abgesehen, denen sie sich duckend ausweichen mussten. Ihre Muskeln verkrampften sich und der Schmerz war kaum noch auszuhalten, als vor ihnen der Tunnel aufbrach und Tageslicht durch einen Spalt einbrechend sie blendete.
„Da geht’s raus!“, schrie Eleanor.
Der Strom wurde schneller. Der Tunnel enger.
„Bildet eine Reihe!“, schrie Charlotte mit letzten Kräften.--Es geht abwärts!--
Ihr Sturz war nur von kurzer Dauer, doch ihre Landung in den warmen See eine Wohltat. Gespeißt und erhitzt durch eine unterirdische Lavaquelle fühlte sich dieser See wie eine warme nasse Decke an die sie in Empfang nahm.
„Na das nenn ich mal Rutschpartie.“ hörten sie McGrinder vom Ufer her aus sie begrüßen. „War doch gar nicht mal so schlecht.“
„Mal von den Felsspitzen und meinen gestauchten Rippen abgesehen Maat , gebe ich dir recht.“, fluchte Molar, der sich nun an das Ufer zog.
„Der Badetag wird zuerst einmal verschoben,“, raunzte Doc, „das war für meinen Geschmack zu viel des Guten.“
„Wir bleiben noch hier drin!“, rief Charlotte ,die mit Eleanor es sich in einer Felsenecke an der sich das warme Wasser sammelte, bequem gemacht hatte.
„Holt schon mal Holz und macht Feuer. Die Klamotten müssen getrocknet werden Männer.“
Alle drei schauten sich an, zuckten mit ihren Schultern und machten sich ran die Aufgabe zu erledigen die ihnen ihr Käptn aufgetragen hatte.
„Wartet mal!“, rief McGrinder über den Lärm des stürzenden Wasserfalles hinweg, „Wo is Eckbert?“
Charlotte, Eleanor und die anderen blickten nach oben zu dem Spalt der sie ins Tageslicht und in die Freiheit gespien hatte.
„Was zum Teufel?“, rief Molar als er hinauf blickte. Alle sahen das Schauspiel das nun folgte, konnten es aber selbst nicht begreifen. Das herabstürzende Wasser aus dem Spalt färbte sich allmählich tiefrot. Ein nicht endender Fluss aus Blut. Eleanor und Charlotte kamen gar nicht so schnell über die Felsen aus dem Wasser wie dieses sich einfärbte.
Dann stockte plötzlich der ganze Fluss, er verebbte zu einem Rinnsal, so als ob jemand einen Damm gebaut hätte und aus dem Spalt presste sich erst grünlich grau schimmerndes Fell, dann hörten sie Knochen splittern und bersten und in einer gewaltigen, vom Druck angestauten Fontäne, schoss ein riesiger Tierkadaver wie der Korken aus einer Sektflasche, klatschend auf das Ufer. Molar , McGrinder und Doc sprangen rechtzeitig noch beiseite. Er hatte sie um Haaresbreite verfehlt.
„Was bei Poseidons fettem Arsch ist das denn?“ rief der Doc entgeistert, als er auf dieses Ding zu ihren Füssen starrte.
Charlotte und Eleanor hatten gerade zu ihnen aufgeschlossen, als McGrinder sein Schwert in die Luft riss. „Es bewegt sich noch!“ Doch ehe er zuschlagen konnte, brach eine Klinge aus dem Tier heraus ins Tageslicht. Molar fing McGrinders Schlag mit seiner Dolchklinge ab und ließ den Schlag im Ufersand verpuffen. Der Klinge folgte ein Arm und ein stöhnender Eckbert, der sich aus dem Bauch des Tieres befreite.
„Ist das ekelhaft.“, fluchte der Doc, ehe er sich in den Büschen übergeben musste.
Blutüberströmt stand Eckbert inmitten des Kadavers und hielt sein Schwert siegreich in die Luft. „Das nenn ich mal einen blutigen Auftritt.“ lachte Molar. Eckbert grinste ihn an „Bei Tageslicht Molar. Ich hatte es dir versprochen.“ antwortete Eckbert ehe er vor Schmerzen aufschrie und zusammensackte.
Charlotte und Eleanor fingen ihn auf und legten ihn ans Ufer.
„Das Vieh hat mich erwischt “, fluchte Eckbert leise.
„Doc komm her! Reiß dich zusammen.“, bellte Charlotte, die auf die klaffende Wunde starrte die ,seitlich von seinem Brustkorb, sich blutig in den Sand ergoss.
„Er geht drauf. Da is nix zu heilen.“, fluchte McGrinder. „Da fehlt ein Stück von ihm.“ Er starrte auf die riesige Wunde.
Eckbert zog Charlotte zu sich herunter und flüsterte ihr etwas zu. Ungläubig starrte sie ihn an. Eckbert nickte.
„Doc? Gib mir eine von den Ampullen und ihr anderen hattet eine Aufgabe. Lasst uns allein! Du Doc bleibst hier.“, befahl Charlotte.
„Ich will eh nicht zuschauen wie der Kerl drauf geht. Komm Maat. Lass uns Holz holen. Ich überlege derweil was wir zu seinen Ehren essen.“, feixte Molar und beide verschwanden im Wald der sich direkt an den See schloss.
„Eleanor? Sind sie weg?“, fragte Charlotte. „Aye Käptn. Beide tief im Unterholz.“
„Eckbert? Hörst du mich?“
„Aye Missy. Noch bin ich an Deck.“ antwortete er leise.
„Ich halt auch mal Ausschau.“ sagte Eleanor, die ahnte, daß etwas passieren würde das nicht für ihre Augen bestimmt war und machte sich auf die Suche nach den beiden anderen.
Charlotte nickte. „Gib mir die Ampulle Doc, rasch!“
„Ich hab nur noch die eine. Die anderen wurden bei der Rutschpartie zerstört. Hoffen wir das es klappt, was auch immer ihr getuschelt habt.“ Dem Doc war nicht geheuer dabei und zog die letzte Ampulle aus seinem Gürtel und überreichte sie ihr.
„Was jetzt Eckbert?“
Eckbert war kaum noch bei Bewusstsein und flüsterte.
Charlotte erschrak und gab die Ampulle dem Doc zurück.
„Was denn jetzt Käptn?, wunderte er sich.
„Das ist etwas was ich nicht kann. Du musst das tun. Deswegen hatte Er nach dem Heiler verlangt.“
„Was muss ich tun? Redet mal Klartext. Ich bin Arzt und kein Hellseher.“
„Nimm die Ampulle, steck sie tief in die Wunde und zerbrich sie. Das ist alles. Mehr sagte er mir nicht.“ Charlotte trat ein paar Schritte von dem nun bewusstlosen Eckbert zurück und ließ den Doc fragend mit der Ampulle in der Hand sitzen.
„Du und ich also. Mal wieder! Wieder einmal sitze ich vor deinem sterbenden Körper und muss wieder einmal eine Anweisung befolgen die keiner logischen medizinischen Erklärung folgt. Witzig nur, daß es dieses mal ein etwas feuchteres Klima ist als damals in der Wüste, bevor die Sarazenen uns gefangen haben und dich mit Speeren gespickt hatten. Schon wieder liegt dein Leben in meiner Hand.“
„Brech die Ampulle und er bringt euch zurück. Erweise ihm die Gnade eines Arztes der du bist. Dein Leben verdankst du ihm, vergiss das nicht.“
Wut stieg in ihm auf. Der Sir hatte ihn im Blick und sah was hier geschieht. Seine Stimme hämmerte in seinem Schädel. Die Stimme die ihn zum Mörder gemacht hatte.
„Das war so klar, daß du mich jetzt an meine Schuld erinnern musst. Jetzt meldest du dich, wie damals. Kannst du uns sehen Sir? Siehst du was ich hier in der Hand halte? Sein Leben! Also wage gerade du nicht mich an meinen Eid zu erinnern. Du schuldest mir was. All die Albträume die mich jagen von Menschen die um Hilfe schreien, während sie in den Häusern verbrennen. Die Schatten die uns jagten und durch ihn und dich im Feuer vernichtet wurden. Doch waren da auch Unschuldige die du mir und Eckbert schuldig bist.“
„Du willst vergessen? Willst zurück in dein kümmerliches Leben voll Frieden und armseliger amateurhafter Medizin? Den Wunsch kann ich Dir erfüllen. Ich lösche all Gewesenes und sorge dafür das dein Leben zu dem wird, bevor ich eingegriffen habe und dich zu dem gemacht habe der du jetzt bist. Brech die Ampulle und wenn du zurück kehrst wird alles nur ein Traum gewesen sein. Keine Erinnerung an all jenes Erlebte ,oder du hälst daran fest und ich sorge dafür, dass deine Albträume verschwinden.“
Doc holte tief Luft und griff nach Eckberts Handgelenk. Sein Puls war kaum noch fühlbar. Er hatte jetzt die Kontrolle. Noch weitere drei Atemzüge und er wäre ihn los. Er schaute zu Charlotte herüber, die seinen Blick fragend erwiderte. In Gedanken durchlief er das Schiff mit all den Menschen die ihm am Herz lagen.
Albträume gegen Freude und Abenteuer.
Die Ampulle in seiner Hand wiegend blickte er in Eckberts Gesicht. Der öffnete seine Augen. „Ich weiß dass du mich hören kannst mein Freund. Die Entscheidung damals war richtig. Erinner dich an das von ihm Gezeigte. Schatten die über diesen Planeten herrschen. Tod oder Sklaverei. Wenn du mich jetzt sterben lassen willst, dann tu das. Ich nehm es dir nicht übel. Nur als Geist werde ich dir gehörig auf die Nerven gehen. Ich kann so was. Treff deine Wahl. Ein Leben mit mir als Geist oder lebendig. So oder so. Ich bleib bei Dir, mein Freund.“
Charlotte starrte ihn an. Sie hatte zugehört. Eckbert also auch. Er sprach auch in Gedanken. Mit letzter Kraft hatte er seine Worte ihnen mitgeteilt.
„Tu es Doc! Ich bitte dich!“, schrie Charlotte.
Ein kurzes Durchatmen. Eine Ewigkeit der Entscheidung. „Ich hoffe es wird nicht schlimmer!“ , dachte er bei sich und er rammte seine Faust mit der Ampulle in die klaffende Wunde, wo sie zerbrach.
„Lauf Charlotte! Weg hier!“, rief Doc, sprang auf, griff ihre Hand und beide hasteten, Schutz suchend, in den Wald hinein.
Außer Atem erreichten sie eine Lichtung, die unweit des Ufers sich ausbreitete und sie die anderen auf einem Baumstamm sitzend antrafen.
„Wer jagt euch denn?“, fragte Eleanor. Ihr Schwert hatte sie gezogen und schaute besorgt in die Richtung aus der sie gekommen waren.
„Eckberts Geist. Der ist nicht Tod zu kriegen.“, zischte Molar.
Charlotte holte tief Luft. „Schlimmer Molar. Glaub mir.“
„Was soll schlimmer als Eckberts Geist sein? Außer er taucht auf diesem Ding auf aus dem er sich geschnitten hat.“
„Wartet ab. Dieses Land ist seltsamer als wir glauben.“
Ein Heulen erhob sich aus den Baumwipfeln. Es klang wie ein aufkommender Sturm, doch kein Windhauch war zu spüren. Die herrschende Kälte verkümmerte für einen Augenschlag und vom Ufer des See brandete ein gleißend helles Licht auf. So grell, dass sich alle ihre Hände schützend vor die Augen halten mussten.
Das Heulen wurde immer lauter und verebbte in einem lauten Knall, begleitet von einem gewaltigen Lichtblitz, der sich kreisförmig ausbreitete.
Charlotte, Eleanor , McGrinder, Doc und Molar hielten sich die Ohren zu, ehe sie zu Boden gerissen wurden. Das Salutschießen auf der Aera Hard mit dreifacher Ladung war da um Einiges erträglicher.
Hoch in den Wolken auf der Aera Hard standen Nickodemeus, Käptn Black und einige aus der Manschaft und hatten das Spektakel beobachtet. Sie alle starrten auf die Lichtringe die sich kreisförmig ausbreiteten.
„Auffälliger geht’s wohl nicht mehr Nickodemeus?“
„Papa , Papa guck. Feuerwerk. Ich will das sehen. Nimm mich hoch.“, gellte die kleine Mädchenstimme. Auch des Käptns Tochter hatte das beobachtet. „Wer ist das Papa?“ „Das ist Mama meine Kleine.“, sagte er ihr und stupste ihr auf die Nase. „Sie hat etwas zu tun“.“ Eine Überraschung Papa?“, gluckste sie neugierig. „Wer weiß meine Kleine. Wer weiß. Ich hoffe nur eine Gute.“ antwortete er ihr und blickte wütend zu Nickodemeus hinauf.
„Himmel! Was war das denn?“, rief Mc Grinder. „Das hat ja ordentlich gerummst.“
„Das kam vom See. Lasst uns nachschauen.“, sagte Eleanor und setzte zur Eile an.
Während die anderen ihr nachsetzten standen Charlotte und der Doc eine Weile auf der Lichtung.
„Was ist geschehen Doc?“
„Das kann ich euch auch nicht sagen Vizekäptn. Dieses mal war es anders als damals. Viel stärker als sonst, mit mehr Krach.“
„Was war damals geschehen?“, fragte Charlotte.
„Nun Eckbert war nicht so wie wir ihn heute kennen, mehr klarer und kalkulierender, die Gefahr berechnend im Kopf. Kein Schlächter. Der wurde er erst nach der Verwandlung, oder was auch immer das wahr. Ich ahne Schlimmes und hoffe, dass ich mich irre um unser aller Willen.“
„Verwandlung? Du glaubst also dass er sich verändert hat?“
Der Doc seufzte schwer.
„Ich hoffe nicht, aber bei ihm bin ich mir nicht sicher. Liegt wohl an dem was in ihm ist. Tief in seinem Blut verborgen.“
Charlotte nickte. Sie verstand nur den Ansatz von dem was der Doc ihr erzählte.
Sie und ihr Mann wussten um viele Eigenarten die sie stets versuchten vor der Mannschaft zu verbergen. Nach vielen Reisen auf der Aera Hard und den unzähligen Missionen auf die der Sir sie mal alleine oder als Crew schickte, meist war Eckbert mit dabei, hatten sie festgestellt dass ihre Welt, mit all dem Irrglauben mehr beinhaltet als der Verstand begreifen kann. Bedenkt man allein schon mit wem sie einen Pakt geschlossen haben.
„Komm!“, sprach sie fest.“ Egal was uns jetzt erwartet. Wir bekommen das hin. Wir sind die Kinder des Kraken und Er wacht über uns.“ Sie strich über das Krakenamulett an ihrem Hals. Sie dachte an ihren Mann.„Hörst du mich Schatz? Pass bloß jetzt auf. Ich brauche dich.“ „Ich sehe dich. Mein Auge ruht auf euch. Du bist mein Licht und ich dein Schatten.“ Die Wärme seiner Worte ließen sie Kraft schöpfen und sie schritten Richtung Ufer.
Ein seltsames Bild eröffnete sich vor ihren Augen. Dort wo der See gewesen war, breitete sich vor ihnen ein vertrockneter Krater aus. Das Wasser ,welches eben noch diesen Krater gefüllt hatte, war verschwunden. Vollkommen trocken. Der Spalt aus dem sie eben noch gespien wurden war verschlossen. Es sah aus als hätte jemand das Gestein drumherum mit großer Hitze verschmolzen. Der Spalt war nicht mehr sichtbar. Die ganze Umgebung schien jedwedes Leben verloren zu haben, speziell die Bäume am Uferrand. Wie vertrocknete Zweige stachen sie in die Höhe. Ein Windhauch hätte genügt sie umzuwerfen. Die Felsen die nicht in den Krater vor ihnen gerollt waren, sondern sich an den Rand klammerten, waren mit einem seltsamen Purpurfarbenen Schimmer überzogen, der in der Abendsonne glänzte.
Der Doc sackte zusammen. „Es ist schlimmer als damals.“
Angesichts dessen stieg eine Leere und Traurigkeit auf.
„Was habt ihr getan? War das ne neue Waffe? Habt ihr Eckbert gesprengt?“ Eleanor war fassungslos, selbst Charlotte konnte es kaum glauben was sich hier vor ihren Augen ausbreitete.
Molar schien beeindruckt und selbst McGrinder war sprachlos.
„Also mir ist ja bekannt, dass ihr immer für ne Überraschung gut seid und penibel darauf achtet Spuren zu verwischen, aber das Kapitana, ringt sogar mir aller höchsten Respekt ab. Soviel Gründlichkeit auf so eine Art hätte ich euch nicht zugetraut.“
Charlotte ballte ihre Fäuste. „Ich war das nicht Molar. Nie würde ich solch endgültige Maßnahmen ergreifen.“
„Aber ihr müsst zugeben Vizekäptn, dass euer beider hastiger Einmarsch auf die Lichtung schon darauf schließen lässt, dass ihr das gewesen seid.“, erwiderte McGrinder.
„Ich wiederhole mich ungern Maat“, Charlotte ließ ihre Peitsche auf den Boden gleiten,“ich war das nicht!“
Sie war sauer. Die beiden hatten keine Ahnung was passiert ist und ihre Unterstellungen ihr gegenüber konnte sie nicht tolerieren. Sie durfte Ungehorsam nicht zulassen.
„Ruhig Missy und ihr anderen. Verschwindet da. Ihr bekommt Besuch. Lauft! In den Wald!“
Charlotte zuckte zusammen. Eckbert? Kann das sein? Sie schaute sich nach allen Seiten um, ebenso wie die anderen. Sie hatten ihn auch gehört.
„Spinn ich? Der wird doch kein Geist sein?“, fauchte Molar sich hastig umblickend.
„Nein bin ich nicht. Quatscht nicht. Lauft! Die Reiter kommen.“
„Was für................“, doch weiter kam Eleanor nicht als Hufgetrappel schneller auf sie zukommender Pferde den Boden erschütterte.
„Los!“, brüllte Charlotte. „Rein in den Wald.“
Oberhalb des eben noch vorhandenen Wasserfalles tauchten gepanzerte Reiter auf.
McGrinder erkannte sie als er kurz zurück blickte, während sie Eckberts Kommandos folgend durch den Wald hasteten.
„Hospitaler! Lauft. Das gibt wirklich Ärger. Diese verdammten Täufer“, bellte er und trieb sie alle zur Eile an.
Die Abendsonne brach sich im Geäst des Kiefernwaldes durch den sie eilten, angetrieben von Eckberts Stimme, ständige Richtungswechsel zu folgen mit dem schnellen Hufgetrappel der ihnen folgenden Reiter im Nacken.
„Halt! Duckt euch und keinen Mucks!“ Eckbert hatte sie zu einer Ansammlung gefällter Bäume geführt die bergaufwärts in einem Waldstück lagen.
„Was tust du?“, dachte Charlotte.
„Euch nach Hause bringen Missy.“
Die Pferde kamen näher. Sie suchten unterhalb des Hanges nach ihnen. Sie verstanden die Sprache nicht, jedoch klangen ihre Verfolger aufgebracht und wütend.
Ein Schrei der Wut gellte durch den Wald und ein Horn ertönte. Drei kurze Töne, gefolgt von einem aufkeimenden Donnern vieler Stimmen und dem brachialen Schlagen von Eisen auf Holz.
„Lass das nicht wahr sein. Bitte!“ Charlotte fluchte doch anhand McGrinders und Molars funkeln in den Augen, die sich hinter ihrem Schutz erhoben hatten und dem schnellen ziehen ihrer Waffen nach, war es genau das was sie befürchtet hatte.
Eine ihnen allzu vertraute Stimme brüllte in einer Sprache die sie nicht verstanden Befehle der Vernichtung.
Pfeile sirrten durch die Luft und schlugen in die Pferde der Reiter ein. Ihr Wiehern gellte in Charlottes Ohren und sie hielt sie sich zu. Eleanor stand mit gezogenen Entermesser ihr bei und McGrinder, sowie Molar, sprangen aus der Deckung und rannten auf den ihnen bekannten Befehlshaber zu, der am oberen Ende des Hügels aufgetaucht war. „Er ist es, oder?, rief Molar der neben McGrinder rannte. McGrinder lachte:“ Der is nich kaputt zu kriegen dieser Bastard.“
Erlebt hatten sie ja schon einiges, doch Eckbert dort mit so vielen Mannen zu sehen war zuerst verwunderlich, doch bei all dem zu was der Kerl imstande war, hatten sie jetzt keine Lust das zu hinterfragen. Sie wollten Kämpfen.
Der Befehlshaber der mit einem Mann in Kapuze dort oben stand sah die zwei heran eilen, grinste und warf ihnen Schilde zu auf denen drei Bockhörner abgbildet waren.
Sie fingen die Schilde auf. Schwere Eichenschilder mit Metallumreifung. Sie lagen sicher in ihrer Hand.
Der Kaputzenmann wies sie mit einer Geste seiner Hand an, sich seitlich aufzustellen. Dann holte der Befehlshaber tief Luft und riß sein Schwert in Richtung der unten am Hang sich formierenden Hospitaler.
„For Odin. For friheten. Død erobrerne. Jeg Eku sønn Loki vil ha sitt blod!“
--Für Odin! Für die Freiheit! Tot den Eroberer! Ich Ekus, Sohn des Loki will euer Blut.--
Kriegsgeschrei hallte durch den Wald und die Kämpfer formierten sich. Schilde, Speere und Schwerter stachen nach vorn in Reihe. Molar und McGrinder hielten sich seitlich davon und grinsten sich an. Zuschauen war nicht ihr Ding. Nach all der Hast und gejagt werden war dies für sie eine willkommene Abwechslung. Und wann hatte man schon die Möglichkeit mit Nordmännern in Kampfreihe zu stehen?
„Herrlich!“, knurrte McGrinder, „machen wir sie fertig!“ Der Trupp stieß mit solch einer Wucht auf die gepanzerten Ritter ein, dass ihnen keine Möglichkeit der Flucht blieb. Diese Welle setzte ihnen ein schnelles Ende und als das Horn ein weiteres Mal dreimal erschallte, erhob sich der Jubel des Sieges über den Wald. So laut dass selbst die Vögel aus den Baumkronen gen Himmel auseinander flogen.
Molar und McGrinder standen inmitten der wilden Kämpfer, die alle das Zeichen der drei Hörner trugen. Sie verstanden zwar kein einziges Wort von dem was die Kämpfer um sie herum ihnen ins Gesicht brüllten, aber das kräftige herzliche Schlagen und Jubeln bedurfte auch keiner Worte. Der Sieg war spürbar.
Sie versuchten zu dem Befehlshaber zu kommen um ihren Eckbert oder Ekus zu grüßen, doch das war schier unmöglich. Dieser war umringt von Kämpfern mächtiger Statur, dass sogar McGrinder Mühe hatte sich dazwischen zu drängen.
Die Kaputzengestalt welche zuvor neben Ekus gestanden war und beim Angriff oben auf dem Hügel geblieben ist, löste sich aus der Menge, riss sie aus dem Trubel heraus und zog sie abseits der Kämpfer, die sich nun wieder Bergaufwärts in Bewegung gesetzt hatten.
„Was habt ihr zwei vor? Seid ihr bekloppt?“ Molar und McGrinder schauten auf den Kaputzenmann vor ihnen; sie verstanden ihn! „Wir wollen einen alten Freund begrüßen kleiner Mann. Halt uns besser nicht auf. Wir kennen ihn besser als du.“, sagte Mc Grinder gönnerisch.
„Ihr seid dämlicher als ich euch immer gehalten habe.“, lachte der Kaputzenmann.
„Vorsicht Kerl, sonst war es das! Woher willst du uns den kennen?“, zischte Molar und ließ seine Klinge aus der Armschiene schnellen.
Der Fremde lachte nun noch lauter und hieb sich auf die Oberschenkel, sich krümmend vor Lachen.
McGrinder packte die Wut und er riß den Mann am Kragen hoch in die Luft und schmetterte ihn gegen einen Baum, der in der Nähe stand. Der knallte krachend dagegen und sackte sich windend vor Lachen am Boden zusammen.
„Mir reichts!“, fauchte Molar,“ Erst versaut er uns die Siegesfeier mit unserem totgeglaubten Freund, verhindert dass wir ihnen folgen und dann liegt der hier und lacht uns aus. Ich beende das jetzt!“ Molar eilte mit gezogener Klinge auf den Kerl zu, der seine Hand hochriss .Die Klinge durchbohrte sie. Er riss dise samt der darin steckenden Klinge herum und gab Molar einen krachenden Kinnhaken, der ihn unsanft auf den Hintern fallen ließ. „Licht aus!“, lachte der Fremde.
McGrinder riss sein Schwert in Richtung des Fremden, setzte zum Angriff an und kurz bevor die Klinge ihn durchbohren konnte ,sprang dieser beiseite, zog ihm die Beine weg und er krachte ungebremst mit seinem Schädel gegen den Baum, wo er gerade noch den Fremden hingeschleudert hatte.
„Das muss weh getan haben. Klang aber ziemlich hohl. War es dein Schädel oder der Baum? Nun, mir solls recht sein“, lachte der Fremde und drehte sich herum. Charlotte und Eleanor standen nun vor ihm und die Kopfklinge war bereit seinem Treiben ein Ende zu setzen. „Genug gespielt Freundchen?“, zischte Charlotte. „Versuch es mit mir, du Clown!“ , fauchte Eleanor und ließ ihre Messer in ihren Händen drehen. „Ihr wollt euch gegen einen Verletzten behaupten?“, fragte der Fremde. „Du wirst gleich noch schlimmer aussehen als die zwei und das Messer in deiner Hand ist nur ein kleiner Vorgeschmack.“
„Ah das. Hatte ich fast vergessen.“ Er lachte. Griff an den Dolch und zog ihn heraus.
Er wog es gedankenverloren kurz in seiner Hand, wandte sich Eleanor zu und lachte.
Charlotte begriff es nicht. Sie blickte hinauf zum Doc, der auf einem Baumstamm saß und nicht im Ansatz eine Regung zeigte sich einzumischen. Er hatte seine Hände in den Knien gefaltet und machte ein interessiertes Gesicht, bedenkend der gerade vor herrschenden Situation und dem Auftauchen des Fremden.
Charlotte blickte hinauf zum Hügelkamm. Die Nordmänner waren verschwunden. Einzig ein leichter Nebel, in dem sich die Strahlen der aufkommenden Abendsonne verfingen, verwischte ihre Spuren.
Eleanor setzte zum Angriff an, doch der Fremde parierte schnell, nur mit Molars Dolch in der Hand ihre Schläge. Stoß zum Kopf! Er wich aus. Hiebe auf den Körper wurden mit dem Dolch in seiner Hand geblockt oder ins Leere schnellen lassen. Dann kam Bewegung in diesen Tanz. Er sprang über die Bäume um sie herum und schien immer schneller zu werden. Charlotte konnte ihm kaum folgen. Es war als würde er fliegen. Und dann begriff sie. Ein Dunkler Vorhang fiel von ihren Augen.
Sie starrte auf die am Boden liegenden Ritter. Ihre Schwarzen Schilde mit dem weißen Kreuz auf denen sich ihr Blut abhob, lagen verstreut um die gefallenen Ritter, in denen die Speere der Nordmänner steckten. Ein schneller Angriff war es gewesen ,eine Welle der Vernichtung und dieser Ekus Lokison der all dies angeführt hatte. Sie blickte hinauf zum Doc der dieses Treiben amüsiert beobachtete. Grinste er etwa? Es ist schlimmer als damals. Seine Worte am Krater hämmerten in ihrem Kopf und ließen sie nicht los.
Eleanor fluchte, denn immer mehr Schläge gingen ins Leere. „Bleib stehen du Spinner oder bist du zu feige um zu kämpfen?“ Sie stand mit dem Rücken an jenem Baum wo der Maat gegen gekracht war und selig schlummerte mit einer riesen Beule am Schädel.
Der Fremde blieb plötzlich gute fünfzehn Schritte ihr gegenüber stehen. Sie atmete schwer. „Feige? Ich? Nein meine Liebe. Ihr steht nun aber genau da wo ich euch haben wollte!“ Er riss seinen Arm hoch und schnellte den Dolch in ihre Richtung der sie am Kragen ihrer Tunika erwischte und sie am Baum festsetzte. „Die nehm ich dann mal an mich, bevor ihr euch schneidet.“ Er stand direkt vor ihr und riss ihr die Entermesser aus der Hand und rammte diese neben ihren Kopf direkt in den Baum.
Er klopfte sich die Hände ab, schüttelte sich kurz und ging auf Charlotte zu.
Eleanor war fassungslos. Sie schnaubte und versuchte den Dolch aus dem Baum zu ziehen, doch der war weit um die Hälfte mitsamt ihrer Tunika in eben jenen versunken.
„Rühr sie an und ich töte dich Bastard.“, fauchte sie, was er mit einem Schulterzucken beantwortete.
Charlotte trat ihm entgegen. Sie blieb ruhig. Hatte ihre Hände gefaltet. Sie standen sich nun gegenüber.
Der Wald schwieg still, nur Eleanor fauchte und versuchte diesen verdammten Dolch aus dem Baum zu ziehen.
„Nun? Womit vertreiben wir uns jetzt die Zeit bis die da“, er wies in Richtung Eleanor, Molar und McGrinder, „wieder soweit sind, dass sie euch beschützen können?“
Charlotte legte ihren Kopf schräg, sog die Luft zwischen ihren Zähnen ein. „Wie wäre es wenn du uns endlich dahin führst wofür wir hier sind. Wir aufs Schiff zurück kehren und du wieder in die Bilge verschwindest und das tust was auch immer du da unten treibst, bis ich dich wieder brauche?!“
Der Fremde verharrte und lachte, seinen Kopf in den Nacken werfend, laut auf. Die Kapuze rutschte ihm vom Kopf und Eckbert grinste sie an.
„Gute Idee Missy. Wir sollten wirklich Eile walten lassen. Nicht dass noch mehr meiner Geister hier auftauchen. Gab welche die waren gar nicht so nett wie ich.“
„Wärst du dann bitte so freundlich und holst Eleanor vom Baum? Die bekommt gerade keine Luft Angesichts deiner Anwesenheit.“, bat Charlotte ihn.
„Ah die beruhigt sich schon wieder“, feixte er und drehte sich in Eleanors Richtung, „hast aber gut gekämpft Liebes. Selten soviel Spaß gehabt.“
„Mach schon Eckbert! Lass sie runter!“, sagte Charlotte ihm zugewandt und sah zum Doc hinüber , der sich auch zu ihnen in Bewegung gesetzt hatte. Er lachte und wies mit erhobenen Finger auf Eckbert. „Wieder der Alte?“
„Das weiß ich noch nicht. Es tut noch weh aber ich komm klar. Wie damals.“, sprach Eckbert ruhig, wandte sich von den beiden ab und ging zu dem Baum an dem Eleanor ihn wütend anschaute.
Er stand nun vor ihr und zog die tief liegende Klinge mitsamt ihren Hemd aus dem Baum. Der Fausthieb der in seinem Gesicht landen sollte fing er ab. „Spar dir deine Kräfte“, zischte er leise, „du wirst sie brauchen. Für sie!“ Er deutet in Charlottes Richtung.
Mit Molar und McGrinder ging er weniger höflich um, doch als auch sie ihm einen Schlag verpassen wollten als Revanche, verwies er sie ebenso wie Eleanor. Kaum hörbar für Charlotte jedoch klar und deutlich. Sie verstanden und schluckten ihre Wut seiner Trickserei ihnen gegenüber herunter.
Sie alle sammelten sich am oberen Ende des Hügels wo noch ein paar Augenblicke zuvor die Kämpfer aufgetaucht und wieder verschwunden waren.
„Wohin jetzt Eckbert?“
„Die Dämmerung bricht an. Wir sollten weiter. Niemand bleibt in diesem Wald zur Dämmerung hier. Dort unten gibt es ein Dorf wo es mal eine gute Taverne gab, sofern ich mich erinnern kann. Gut es ist eine ganze Weile her, aber jedes Dorf hat eine Taverne, oder?“
….........hütet euch vor der Dämmerung.........
Charlotte schrak zusammen. Da war die Warnung wieder.
„Was ist Kapitana?“, fragte Molar, der ihr unmerkliches Zucken bemerkt hatte.
„Nichts Molar, lasst uns ins Dorf gehen. Eckbert ist uns noch eine Geschichte schuldig und ich denke dass ein warmes Gasthaus uns allen gut tut.“
Sie stimmten ihr zu und der Tross begab sich Hangabwärts in Bewegung.
Das Schlagen des Herzens im Maschinenraum hatte sonst immer eine beruhigende Wirkung auf ihn. Doch dieses mal verfluchte er sich und seine Entscheidung.
Hier oben, hoch über den Wolken, keine Kontrolle über den unten befindlichen Eckbert zu haben, machte ihn rasend. Seine geballte Faust hieb schwer auf den Eichentisch, so dass der gute Tee, den er so liebte, sich über den Tisch ergoss und auf den Boden tropfte.
Er machte sich Vorwürfe, Angesichts dessen, was vor ein paar Stunden geschehen war. Die Ampulle die in Eckberts Körper explodiert ist und zu seiner Heilung geführt hatte, löste noch ein weiteres Phänomen aus mit dem er nicht kalkuliert hatte. Verdünnt in Eckberts Rum sorgte es dafür das seine Zellen sich langsam regenerierten, doch diese Konzentration hatte Folgen, die nicht berechenbar gewesen waren.
Du verdammter Idiot. Nun lebst du schon so lange und müsstest wissen was konzentrierte Zeitenergie für folgen hat aber Nein! Du musstest es ja heraus fordern!
Nickodemeus ballte seine Fäuste. Was konnte er tun? Ein weiteres Mal dass er wieder einen Fehler begangen hatte.
Das Licht im Maschinenraum begann unruhig zu flackern und als er seine Hand sorgenvoll auf das schlagende Herz seiner Tochter legte, spürte auch er dass sich etwas regte in der Zeit. Das Vorleben Eckberts und deren, nur kurzweiliges Auftauchen war nur der Anfang. Was wenn noch mehr durch die kreisförmigen Zeitlinien auftauchen würde? Dieses Land dort unter diesem Schiff hatte eine sehr alte Geschichte die nicht nur aus Licht sondern auch aus Schatten bestand.
Die schwere Eichentüre des Gasthauses knarrte, als Eckbert sie aufstieß. Er sog für eine kurze Weile den Geruch ein, der ihn immer wieder an herrliche gesellige Abende erinnerte, die meist im Desaster geendet haben. „Dieses mal nicht.,“ schwor er sich leise selbst.
„Genau Eckbert. Dieses mal nicht!“, flüsterte Charlotte und boxte ihm in die Seite.
McGrinder und Molar gingen grinsend an ihm vorbei, gefolgt von Eleanor und dem Doc, der ihm auf die Schulter klopfte. „Da werden Erinnerung wach mein Freund.“
„Besser sie schlafen weiter dort wo sie begraben wurden.“, zischte er und gesellte sich an den Ecktisch unweit des Tresens, die Eingangstüre im Blick haltend. Man weiß ja nie was kommt.
Der hagere Wirt humpelte auf sie zu und nahm ihre Bestellung auf. Ob sie was essen wollten und als er die Frage nach einem Laib Brot und mageren Schinken bejahen konnte, hatte er fünf Silberlinge an diesem Abend verdient. Mehr als in einem ganzen Monat.Inklusive Quartier und seiner Verschwiegenheit, dass sie nie hier waren, falls jemand Fragen stellen sollte. Den Hinweis, dass mit ihnen nicht zu scherzen wäre, hatte er schnell verstanden, nachdem Molar ihm das Anhand seiner Dolche und dem Brechen des Schweinebeins, das auf dem Boden vergammelte, deutlich gemacht hatte.
Eckbert musste grinsen. „So geht’s auch.“ , dachte er bei sich.
Charlotte die ihm gegenüber an der Wand saß, er hatte die Türe im Rücken, beugte sich zu ihm vor. „Willst du anfangen oder soll ich es erzählen?“
„Ich überlasse euch das Wort Missy.“, flüsterte er.
Die fünf neigten ihre Häupter nach vorne um sie besser zu verstehen.
„Nun viel ist es nicht, das Meiste weiß Eckbert wohl hier, doch es geht um ein Band mit dem er einen Pakt binden will und nur unser Eckbert kennt die alten Pfade wo eben jenes liegt. Ich bin mir mittlerweile aber nicht mehr so sicher, ob das Ganze nicht doch mehr Tiefgang hat als er mir sagen wollte. Nach Eckberts Ausbruch in der Höhle und diesem Ding was durch den Gang kam. Ich denke dass du wirklich mehr weißt.“ Ihre Stimme klang leise doch die Dringlichkeit darin dass er mehr erzählen soll war deutlich, untermalt von dem Feuer in ihren Augen.
Alle Blicke waren jetzt auf ihn gerichtet, außer der von McGrinder, der stetig zur Türe blickte, wenn sie sich öffnete, während Eckbert seine Geschichte erzählte.
„Nun. Ich will nicht zu weit ausholen, was auch nicht nötig ist. Doch ich beginne in einer Zeit die lange und weit entfernt jener Zeit ist in der wir uns befinden. Einiges was ihr hören werdet wird euer Gesamtbild in Frage stellen, Anderes wird euch vor weitere Fragen stellen , doch wichtig ist, dass ihr wissen sollt was wir suchen. Wenn ich eines an Ihm hasse, ist es jene Tatsache andere permanent in Ungewissheit zu lassen, während er Marionetten aus ihnen macht und sie sogar ohne Skrupel sterben lässt.“
Eckbert schaute in die fünf Gesichter und nahm einen Schluck aus dem vor ihm hingestellten Humpen.
„Ich wurde hier in diesem Land geboren als Sohn einer Königin die einen mächtigen Clan von Nordmännern anführte. Ja auch damals waren sie schon Grips technisch so weit, dass eine Frau ein Yarl, so nannte man jene Oberhäupter, sein konnte. Die Götter die uns Schutz gaben waren viele, doch unser aller Hauptgott war Freyr. Er sorgte dafür dass wir genug zu essen hatten, die Sonne schien, Pflanzen wuchsen usw.
Wir hatten ein gutes Leben und ich wurde von meiner Mutter eines Tages auf das Feld gebeten, fernab des Dorfes. Ich war gerade acht Jahre alt ,als sie mir das Kämpfen beibrachte, was bei uns eigentlich verboten war und für mich zu Beginn schwer zu verstehen. Doch sie erklärte mir dass eines Tages eine Finsternis erscheinen würde und sie den Wunsch meines Vater befolgen würde und ich diesen zu respektieren habe ein Kämpfer zu werden.
Auf die Frage hin wer es denn sei und warum er nicht bei uns ist wurde sie still und sagte nur dass er fort gegangen wäre und dass er anderen Clans helfen musste.
Zuerst verstand ich nicht was sie da von mir verlangte, doch ich respektierte meine Mutter und so begannen Jahre des Trainings und Schmerzens für mich.
Im Grunde hatte ich keine Kindheit, außer man betitelt Wunden die Wochenlang brennen und gebrochene Knochen als jenes.“
Eckbert griff erneut nach dem Humpen mit Quellwasser, nahm einen tiefen Schluck. Charlotte verstand jetzt warum er Kinder so achtete. Er war nie eines, durfte nie eines sein.
„Nun. Wo war ich? Ach ja. Ich wuchs zu einem stattlichen Kerl heran. War begehrt und viele Weiber sollten meine Braut werden, doch ich entschied mich anders. Ich bat meine Mutter um ein Boot auf dem ich andere Völker besuchen konnte. Es dauerte lange bis sie einwilligte, doch eines Tages betrat ich zum ersten Mal ein Schiff und lernte das Segeln. Ich fuhr zunächst nur die Küsten ab, erregte immense Aufmerksamkeit und auch Ärger, aber ich lernte neue Völker kennen. Dass dies später nützlich werden sollte war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Irgendwann kehrte ich dann in mein Dorf zurück. Gerade rechtzeitig, denn ich erfuhr das meine Mutter schwer erkrankt war. Ihre letzten Worte waren, ehe sie ihr Leben in meinen Armen ihren letzten Atem sog: „Ragnarök wird kommen. Sei bereit.“
„Moment Eckbert!“, rief McGrinder. „Die Götterdämmerung? Das Ragnarök wo die Welt in Tod , Flammen und Chaos versinkt?“
„Aye! Genau das. Doch das wäre im Grunde harmlos gegenüber dem was die Welt wirklich erfahren hätte.“, schnaufte Eckbert und nahm einen weiteren Schluck.
„Harmlos sagst du? Was soll den schlimmer sein als das?“, raunzte Molar.
Eckbert blickte hinüber zu Doc, der seinem Blick abwandte und dann zu Molar der tief Luft holte. Erinnerungen.
Eckbert nickte und fuhr fort: „Schatten mein Freund. Eine Welt die aus Schattenwesen besteht. Jene geboren aus dem puren Bösen, fernab unserer Welt, hinter dem Rand des Universums, dort wo Zeit nicht existiert in absoluter Finsternis. Das wäre schlimmer als alles was hier prophezeit wird. Erinnert ihr euch an das Ding aus dem ich am See geklettert bin?“
„Aye. Zu gut. Das was ein gutes Stück von Dir mitgerissen hat.“, schnaufte McGrinder.
„Hast du bemerkt welche Ähnlichkeit dieses Vieh mit einem Wolf hatte, mal von dem ganzen Metall abgesehen das an dem Ding dran hing?“
Sie alle versuchten sich zu erinnern, aber das Bild verblasst vor ihren Augen bei seinen Worten.
„Dachte ich mir. Ihr könnt es nicht mehr.“, Eckbert lachte. „Genauso erging es mir auch am Anfang. Ich erinnerte mich ebenso nicht wie ihr, obwohl sie schon längst hier waren zu jener Zeit. Uns fiel es erst auf, nachdem immer mehr Vieh von unseren Weiden verschwand und die Ernte verdorrte ohne auch nur einen ersichtlichen Grund. Wir beteten , fühlten uns von den Göttern im Stich gelassen, waren verzweifelt, bis unsere Seherin auf die wahnwitzige Idee kam, unserem Gott Menschenopfer darzubieten. Ich war König des Clans damals, ein Yarl und einer Seherin zu widersprechen war selbst mir untersagt und so begannen wir Jungfrauen, ausgewählt durch Knochenhokuspokus, Freyr zu opfern indem wir sie am Pfahl verbrannten.“
Charlotte und Eleanor schnappten nach Luft.
Eckbert erwiderte ihren Blick. „Klagt mich nicht an, wir waren eine noch junge Kultur, voller Götterglauben. So ist es geschehen. Das lässt sich nicht ändern. Glaubt mir, wenn ich das könnte würde ich es tun. Nachdem nun die ersten jungen Frauen verbrannt wurden, erging es uns auch besser. Das Vieh überlebte, wir hatten keine Verluste und die Kornkammern füllten sich wieder bis zu jenem Tage. Der Himmel verdunkelte sich und ein Unwetter kam auf. Die Schatten erhoben sich aus den Wäldern. Wie eine Welle brachen sie in unser Dorf, griffen aus der Dunkelheit so schnell an, dass wir gar nicht reagieren konnten. Mein Volk wurde niedergemetzelt, ihre Körper aufgerissen und hier sah ich zum ersten mal etwas, dass ich euch nur als Seele beschreiben kann. Diese Dinger ernährten sich davon. Sie rissen die Leiber auf, keinen Unterschied machend ob alt oder jung, und saugten einen hellen Nebel aus ihnen raus. Ich rannte davon und versuchte es gar nicht erst den Kampf gegen jene anzutreten.“
Charlotte sah wie sehr die Erinnerung ihn schmerzte. Diese Bilder waren grausam.
„Ich rannte in den Wald so schnell mich meine Beine trugen und dann stand er vor mir. Loki. Gott der Täuschung und Trickserei. Ein wahrhaftiger Gott trat aus einer Höhle auf mich und nannte mich beim Namen und erklärte mir, dass ich sein Sohn sei. Ich? Sohn eines Gottes.“
McGrinder prustete los. „Eckbert ganz ehrlich. Du fährst schon ebenso lang zur See wie ich, wenn nicht noch länger. Götter? Wirklich?“
„Glaub was du willst mein Großer, doch ich glaubte damals daran. Ich habe diese Wesen gesehen, die ohne eine Chance auf Gegenwehr einfach ein Dorf niedermetzelten. Kein Stahl konnte sie verletzen. Sie kommen aus den Schatten und verschwinden wieder in ihnen.Da glaubte ich gerne an Götter und wenn so einer vor dir auftaucht, dann glaubst du auch daran, der Sohn eines Gottes zu sein.
Auf jeden Fall erklärte mir Loki dass ich fort segeln solle um mir eine Armee aufzubauen. Schließlich wusste er dass ich die Küsten und ihre Dörfer kennen würde. Wenn ich nun jene Armee aus tapferen Mannen zusammen habe, sollte ich zurück kehren und mit meinem neuen Namen die Schatten vertreiben und Ragnarök verhindern, da nur ich die Fähigkeit dazu habe. Seine Worte. Nicht meine!“
Im Gasthaus war es kalt geworden und der Wirt warf noch drei massive Scheite Holz krachend ins Feuer, so dass Molar und McGrinder sich hastig umblickten.
Eckbert grinste und nahm den letzten Schluck aus seinem Humpen und orderte an , mit einem Wink ihn neu zu füllen.
„Was geschah weiter Eckbert?“,fragte Eleanor.
„Nun, es kam was mir aufgetragen wurde. Ich sammelte alle geforderten Mannen als Ekus Sohn des Loki zusammen und kehrte zurück. Nicht ohne Blessuren oder schwertträchtige Überzeugung geleistet zu haben. Männer und ihre Gefolgschaft haben ihren Preis. Zur Not auch mit Blut. Loki höchst selbst tauchte dann auf. Ein Anblick den ich nie vergessen werde. Er fuhr alles auf was man für einen imposanten Auftritt braucht. Rauch, Blitz, Donner und Gleißend helles Licht. Trickser und Täuscher! Den Namen hat er zurecht. Die Männer und ich nahmen ihm das ab und lauschten seiner flammenden Rede. Dann befahl er uns unsere Schwerter einzuschmelzen und sie mit einem Mineral das er uns gab neu zu schmieden was gegen die Schatten wirkt.“
Charlotte sah wie er sein Schwert berührte und seine Hand sich in den Griff verkrampfte.
„Wir zogen los bis an die Dorfgrenze meiner Heimat. Hier hielt Loki die Stellung gegen die Wesen die aus den Wäldern und deren Tiefen ins Land eindringen wollten. In dessen Mitte sei der Zugang zu einer riesigen Höhle in der die Mutter jener Wesen ihre Brut in unsere Welt spie. Wir sollten hinein und mit ihm zusammen jenes Ding gefangen nehmen. Tausend Schwerter in einer Höhle die man nicht kennt und wo aus jedem Winkel eines oder hunderte dieser Biester auf dich lauern. Uns war nicht wohl dabei, doch Loki wusste wie er uns in dieses Wagnis treiben konnte.
So also drangen wir tief hinein in diese Höhle und nach vielem Blut und wenige von uns die überlebten, mich mitgezählt, erreichten wir jene Kammer die tief im Berg ein riesiges Gewölbe hervorgebracht hatte. Die Aera Hard kann da locker rein, so riesig war jene. Dort unten standen wir Feinden gegenüber die wir nie zuvor gesichtet hatten. Wesen in dunklen Rüstungen mit sehr langen Lanzen die sich um einen riesigen Wolf drapiert hatten.“
„Du sprichst nicht gerade von Fenris, oder?“
„Doch Eleanor. Doch dieser hier war etwas gänzlich anderes. Nette Geschichte aber nicht so wie die heutigen euch bekannten Überlieferungen es hergeben. Diese Schatten haben nämlich ein unglaubliches Talent sich ihrem Umfeld und den tiefsten Ängsten der Menschen zu bemächtigen und deren Gestalt anzunehmen. Nicht immer wo böser Wolf drauf steht ist auch einer drin. Da stand ich jetzt nun mit Loki und meiner Handvoll Männer in dieser unglaublichen Tiefe und Größe der Höhle vor einer Zahl Gegner denen wir weit unterlegen gewesen wären.Wir wussten nicht mehr weiter und Loki selbst zog mich beiseite, gab mir eine Frucht die seltsam funkelte und versprach mir dass jene mich unverwundbar macht.
„War wohl ne faule Frucht mein Lieber.“, schnaufte Molar.
„Und doch sitze ich hier und erzähle dir meine Geschichte Molar. Ich schluckte also die ganze Frucht hinunter und in mir entbrannte ein Feuer dass sich gleißend hell ausbreitete und mir eine Macht verlieh, die ich nie zuvor gespürt hatte. Mit dieser Auffrischung hastete ich mit meinen Mannen furchtlos in die Lanzen der dunklen Ritter und hieb bis meine Arme vor Erschöpfung versagen wollten. Doch irgendwas in mir trieb mich weiter und weiter. Ich schlug auf die Dunklen ein. Ihre Rüstungen brachen und nichts war darin was sie hätte füllen können.
Loki war derweil zu dem Wolf geeilt und legte ihm etwas goldenes um den Hals. Ein Surren raste durch die Höhle und wir standen plötzlich in absoluter Finsternis. Wir sahen nichts mehr und es wurde eiskalt. Außer dem Glimmen des Bandes gab es kein Licht in jener Halle. War es vorbei? Ich rief nach Loki der uns befahl still zu sein.
Ich weiss nicht mehr wie lange wir dort gewartet haben, aber plötzlich brach die Wand hinter dem Wolf auf und aus dem Riss der dort entstanden war strömte gleißend helles kaltes Licht in die Halle und eine Frau mit einer spitzen gewaltigen Krone trat heraus. Sie war in ein langes weisses Kleid gehüllt. Eine Erscheinung, die einem die Sinne rauben konnte. Es schien das sie gleiten würde, während sie aus dem Spalt in die Halle trat. Ich dachte erst das wäre eine weitere Göttin, doch als sie Loki entdeckte, entbrannte ein Kampf der Götter. So dachte ich damals. Wir versuchten in Deckung zu gehen, doch egal wo wir Schutz suchten, Lokis Feuer oder ihre Grünen Blitze die sie schleuderten verhinderten dies. Die Splitter schienen überall und trafen uns. Mich selbst streckte schlussendlich ein scharfer Felsen nieder der mitten in meine Brust einschlug und sie zerriss. Kurz bevor ich zu meinen Ahnen kehren bereit war, sah ich wie Loki ein silbernes Netz auf die Frau in Weiß abfeuerte und diese schreiend zusammen sackte. Er packte sich das Bündel und schritt in meine Richtung. Hieb seine Faust in meinen Brustkorb, dankte mir dass ich soviel geopfert hätte und verschwand mit der Frau in Weiß aus der Höhle.“
Eckbert griff zum Humpen und leerte den noch halb vollen Krug in einem Zug.
Als er aufschaute blickte er in die fragenden Gesichter aller.
„Was jetzt? Das war es? Was geschah dann?“, fragte Eleanor.
„Nun, ich sitze jetzt hier und trinke mit euch. Das sollte doch vorerst genügen. Um was es geht wisst ihr nun auch.“, antwortete er.
„Du willst uns jetzt allen Ernstes erzählen, dass wir dir in eine verdammt tiefe Höhle folgen sollen in der ein hoffentlich verwester Kadaver eines Wolfes liegt, der laut den Geschichten Fenris ist und ihm sein Halsband abnehmen sollen, das Loki ihm angelegt hat?“
„Gut erkannt McGrinder. Das und nichts weiter wenn wir Glück haben!“
Eckbert blickte in die fragenden Gesichter der anderen. Besser wenn ihr nicht weiter fragt, dachte er bei sich.
„Dann ist alles gesagt. Ihr kennt die Geschichte, wisst um was es geht. Also ab in die Betten, wir ziehen morgen in der Frühe los.“ Charlotte war mit diesen Worten aufgestanden und schritt an ihnen vorbei, der Holztreppe nach oben folgend.
Eckbert blieb sitzen während er den anderen eine Gute Nacht wünschte und ihren Weg die Treppe herauf verfolgte, bis auch die letzte Türe ins Schloss gefallen war.
Eckbert starrte in den leeren Krug. Der Wirt wischte zum ungezählten Male über den Tresen. „Warst lange still Wirt. Dachte du meldest dich eher zu Wort.“
„Bitte Herr? Was haben sie gesagt?“ Er hatte mit dem Wischen aufgehört und schaute zu Eckbert hinüber.
„Wie lange weilst du schon hier, will ich wissen?“
„Oh das Gasthaus gehört unserer Familie schon in der fünften Generation. Mein Urururgrossvater hatte es mit seinen eigen Händen erbaut.“
Eckbert erhob sich von seinem Tisch an dem sie alle gesessen hatten und stellte sich dem Wirt gegenüber an den Tresen. Der schaute ihn aus glasigen Augen dümmlich grinsend an.
„Weißt du Wirt.“, Eckbert holte hörbar tief Luft,“ Ich schätze Gasthäuser die im Familienbesitz sind und eine so alte Geschichte haben. Da gibt es eine Menge was von Ahn zu Ahn weitergetragen wird. Geheimnisse, Tratsch, ja sogar das Wissen über Verstecke in einem Gasthaus die man herrlich nutzen kann um Habseligkeiten zu verstecken oder sogar Diebesgut!“
Der Wirt schnappte nach Luft. „Wollt ihr etwa behaupten dass ich hier Diebesgut verstecke?“
Eckbert fixierte den Wirt. „Ich behaupte nicht dass ihr hier Diebesgut versteckt oder sogar Schmuggel betreibt. Ich sage dass ihr hier Leichen im Keller verborgen haltet.“
„Was erdreistet ihr euch......................“, doch weiter kam der Wirt nicht da Eckbert sein Schwert gezogen hatte und ihm die Klinge an den Hals hielt. „Der Hebel, rechts neben dem Zapfhahn. Zieht dran!“, befahl Eckbert. Widerwillig tat der Wirt wie ihm geheißen und mit Nachdruck der Klinge an seinem Hals klappte hinter dem Wirt krachend eine Falltüre auf aus der sich der süße faulige Geruch von verwesenden Körpern im Gastraum ausbreitete.
„Doch ein paar Leichen im Keller, Wirt! Wollt ihr es versuchen zu erklären oder beenden wir eure Maskerade gleich jetzt?“ Eckbert hatte den Wirt gegen die Wandregale gedrückt und bohrte seine Klinge tiefer in den Hals des Wirtes.
„Ihr werdet das Band nicht bekommen. Sie sind zurück und erwarten euch.“, zischte der Wirt ihn wütend an.
„Ich kenne dieses Gasthaus und seine Besitzer. Ich baute dieses mit auf und spielte mit dem ersten Besitzer dort draußen auf den Feldern. Ich bin derjenige der entkam und nun zurück kehrt, also erzähl du mir nicht dass sie zurück sind! Schattensklave.“ , zischte Eckbert ihn an und stieß sein Schwert hart nach vorne und mit einem Ruck seitlich weg um den Kopf des Wirtes von seinen Schultern zu trennen. Dieser purzelte die Stufen des Kellers hinunter. Eckbert schnaufte verächtlich, ging um den Tresen herum, raffte den Körper hoch und warf ihn ebenfalls zu den anderen Leichen hinunter.
Die Falltüre schlug hart zu und Eckbert genehmigte sich das erste Bier in dieser Nacht. „Na das kann ja heiter werden. Ich hoffe du schaust auch gut zu Vater.“
Er setzte den Krug an und leerte ihn in einem Zug ehe er die Türe des Gasthauses verschloss und sich auch in seine Kammer begab.
„Nun Nickodemeus. Was Jetzt? Der Moment ist wohl da den du so lange verhindern wolltest.“ Käptn Black hatte ebenfalls den Maschinenraum betreten, nachdem The Wall an Deck gekommen war und ihn herunter gebeten hatte. Dieser schweigsame Golem und Wächter des Sir sprach seit langer Zeit wieder ein Wort zu ihm und kündete seine plumpe Äußerung der Sorge an. Black hatte ihn verstanden und war ihm hier her gefolgt und saß ihm, dem Sir nun gegenüber. „Schade um den Tee.“, lachte er zynisch.
„Willst du mir irgendwas mitteilen oder dich nur lustig machen mein kleiner Käptn! Dann reiß jetzt deine Witze und verschwinde hier!“, fauchte Nickodemeus ihn an.
Black lehnte sich in dem Ledersessel zurück. Sein Blick lag ruhig auf dem Sir der augenscheinlich um seine Fassung rang. Noch nie hatte er ihn so gesehen. Dieser geheimnisvolle Mann der so kalt und erbarmungslos sich gab, sich als allmächtig darstellte vor allen anderen, versuchte sich gerade krampfhaft an dieser Illusion festzuhalten. Black grinste. „Schon schlimm wenn da plötzlich Emotionen, ja sogar Sorgen auftauchen. Ein innerer Schmerz der einen förmlich zerreißt.“
„Du hast nicht im Ansatz eine Ahnung was ich weiß und gesehen habe!“ Nickodemeus Fäuste ballten sich.
Black, immer noch entspannt zurück gelehnt im Stuhl, hielt ihn im Blick. „Ach? Ist das so? Bin ich es nicht gewesen den du als Käptn bestimmt hast? Ein Käptn kennt sein Schiff mit all den Geheimnissen die sich im Dunkeln verstecken oder du sogar zu verbergen versuchst. Auch ich höre das Schiff ! Schaue in das Herz und höre die Stimme in seinem Inneren.“
Nickodemeus erstarrte.
„Ganz recht. Mein Blut, Eckberts Blut, Charlottes Blut , selbst das unserer Tochter und sogar deines, egal wieviele Generation dazwischen liegen ist verbunden. Wir hören das Schiff und sein Klagen. Du dachtest als Alpha Macht zu haben? Denk drüber nach Nickodemeus ehe du je wieder einen von uns auf deine mörderischen Missionen schickst!“
Nickodemeus Blick verfinsterte sich und die Klinge fuhr aus seinem Arm heraus.
„Droh mir nicht kleiner Käptn. Du verdankst mir dein weiteres Leben. Jeder hier verdankt mir sein Leben. Alle hier sind Auserwählte die............“ Black war nun aufgesprungen und starrte ihn an:“.....deine Marionetten sind. Doch glaube mir Gepetto, deine Pinocchios brauchen keine Fäden mehr! Bereinige deine Fehler dort unten alleine und hol sie herauf. Tust du es nicht werde ich es tun ohne dich um Erlaubnis zu fragen! Meine Frau und meine Freunde sind dort unten einer Macht ausgesetzt die sie nicht überleben werden. Das lasse ich nicht zu! Denk nach!“
Black stand ihm nun kampfbereit gegenüber. Beide fixierten sich.
Unmerklich hatte das Herz begonnen heftiger zu schlagen. Der Maschinenraum verdunkelte sich und beide Männer starrten sich kampfbereit an. Wartend darauf den Angriff des Anderen abzufangen.
„Du weißt nicht mit wem du es zu tun hast Black!“, klang des Sir`s Stimme kalt durch den Raum.
„Lass es uns rausfinden und wir werden sehen wen du hier unterschätzt Sir!“, zischte Black. Seine Hand lag am Schwert, das er umgeschnallt hatte, bereit es einzusetzen.
Der Angriff des Sir kam schnell. Schneller als Black gedacht hatte und entkam knapp der Klinge die in seine Schulter dringen sollte. Er erwiderte den Angriff in dem er seine Schwertklinge vorschnellen ließ, doch der Sir verschwand kurz in den Schatten und der Stoß krachte gegen die Wand. „Tricks. Das war so berechenbar.“, lachte Black. „Ach wirklich?“, zischte des Sir`s Stimme hinter ihm und Black duckte sich ab nach vorne. Der Feuerstrahl aus der Pistole ließ seinen Hut durch den Raum wirbeln. Black rannte durch den Raum, gefolgt von den einschlagenden Geschossen aus der feuernden Waffen des Sir. Knapp verfehlten sie ihn, oder war das Absicht?
„Allmacht von Waffen Sir? Das letzte Mittel?“, rief Black aus seiner Deckung heraus.
„Du nervst mich Affe! Ich bestimme wer lebt oder stirbt.“ Seine Stimme hallte durch den ganzen Raum der sich nun fast vollkommen verdunkelt hatte. Blacks Herz schlug schnell. Ebenso wie das Herz im Reaktor der inmitten des Maschinenraumes stand.
„Dir gefällt das auch nicht altes Mädchen. Zeit ihn zu stoppen. Ich verlass mich auf dich.“, dachte Black bei sich. Das folgende Vibrieren verstand er als Zustimmung.
„War so klar das du Waffen wählst. Ist ja auch einfacher als mir gegenüber zu treten!“, rief Black, „Wovor hast du Angst?“
„Nicht vor dir!“, drang es aus der Dunkelheit direkt vor ihm und Black spürte die silberne Klinge des Sir an seinem Hals. Eine eisige Kälte durchfuhr seinen Körper der seine Muskeln erstarren ließ. Nickodemeus Gesicht war nah an seinem und in dem spärlichen Licht erkannte Black die absolute Finsternis in seinen Augen. Er erinnerte sich an die Worte seiner Frau:“ Werden seine Augen schwarz hat er keine Kontrolle über sich. Dann wird er zum Krieg mit nur einem Ziel. Vernichtung!“
„Sag Lebwohl Käptn!“
Black begann zu lachen. Den kurzen Moment der Verwirrung nutzend schrie Black in die Dunkelheit:“ Jetzt!“
Das Herz schlug nun noch kräftiger und das Licht im Maschinenraum flammte auf! Kräftige Arme schlossen sich um Nickodemeus und rissen ihn von Black weg.
The Wall hatte sich seinen Herrn gepackt und hielt ihn fest umschlossen. Nickodemeus versuchte aus dieser Umklammerung heraus zu kommen doch der Griff war zu fest, als dass er nur eine Chance gehabt hätte. „Lass es Sir!“, befahl Black der ihm gegenüber stand. „Du hast ihn geschult. Du weißt um seine Fähigkeiten.“
„Verräter!“, fauchte Nickodemeus. „Falsch Sir. Das nennt man Sorge. Du bist nicht mehr Herr deiner Sinne. Seit dem du die Schatten gespürt hast bist du irre geworden.“, raunzte Black ihn an. „Wird Zeit das du wieder zur Besinnung kommst!“
Er griff in seine Manteltasche und holte eines der Amulette heraus die jeder auf Schiff trägt. Das Symbol des Kraken mit denen sie in der Lage sind, Ihn den Uralten zu hören und mit ihm zu sprechen.
Nickodemeus lachte verächtlich:“ Damit? Wirklich?“
„Aye!“, antwortete Black und legte ihm das Amulett um den Hals, griff an sein eigenes das aus dem Knochen des Uralten gefertigt wurde und schloss die Augen. Das Amulett um den Hals des Sir glühte auf und erfüllte den Raum mit grünen Schein.
„Wo ist der Wirt? Ich will Kaffee!“, bellte McGrinder durch den Raum des Gasthauses nachdem er die Stiege herunter gekommen war.
„Den gibt’s noch nicht zu dieser Zeit mein Dicker. Probier das hier. Ich hab mal was anderes probiert!“
McGrinder griff nach dem dampfenden Krug dem er ihm unter die Nase hielt.
„Wieso bist du schon wach Eckbert und wo is der Wirt?“
„Tot. Liegt dort unter der Falltür beim Tresen. Brauchst nur an dem Hebel ziehn „, er wies Richtung Zapfhahn,“ aber halt die Luft an. Kommt nicht gut am Morgen.“
McGrinder, der gerade angesetzt hatte zu trinken, prustete den Inhalt des Bechers durch das Gasthaus.
„Bist du irre?“, bellte McGrinder.
„Das er irre ist wissen wir schon lange. Was hat er jetzt wieder angestellt?“, klang Molars tiefe Stimme von der Treppe, während er hinunterging, gefolgt von Charlotte, Eleanor und dem Doc.
„Eckbert hat den Wirt getötet und ihn unter der Falltüre versteckt.“, raunzte McGrinder.
„Bist du wahnsinnig geworden Eckbert?“, fauchte Charlotte los und packte sich den am Tresen sitzenden Eckbert am Kragen.
„Schlimmer. Definitiv Schlimmer!“, meldete sich auch Doc zu Wort.
„Moment jetzt! Wartet mal und hört euch erst an was ich zu sagen habe. Ihr könnt mir später dann danken.“, zischte Eckbert und schaute Charlotte in die Augen.
„Ich warne dich!“, zischte sie und riss ihn vom Hocker und stieß ihn auf den Stuhl unweit des Tresens. „Rede!“
Eckbert grinste und erzählte was in der Nacht noch vorgefallen war. Alle schauten erst ungläubig ihn an und dann wurde ihnen die Situation deutlich, nachdem er seine Erzählung beendet hatte.
Molar und Eleanor gingen hinter den Tresen und zogen an dem Hebel. Schlagartig breitete sich der faulige Geruch wieder aus und sie starrten auf den Kopf des Wirtes, der sie aus glasigen Augen, liegend zwischen all den anderen Leichen anglotzte.
„Ich sagte doch. Der Geruch kommt nicht gut am Morgen. Mach die Klappe zu und lasst uns weiter reisen. Ich vermisse den Gestank der Bilge.“, lachte Eckbert, als er die angewiderten Gesichter sah.
„Jetzt wartet mal. Bin ich der einzige hier der gerade das Gefühl hat dass wir in unser Ende laufen?“, Molar saß auf einem der Hocker am Tresen und schaute zu Charlotte.
Eckbert schnaufte und starrte zu Boden. „Ihr denkt das doch auch. Gehen wir jetzt dorthin wo er uns hin führt haben wir diese Biester am Hals gegen die wir nichts in der Hand haben! Und wenn Eckberts Erzählungen auch nur einen Bruchteil von Wahrheit enthalten, dann werden wir heute sterben.“ McGrinder nickte Molar zu. „Sieht ganz so aus.“ „Mit wie vielen Schattendingern müssen wir denn rechnen?“, fragte Eleanor.
„Eckbert? Was schätzt du?“
Eckbert holte tief Luft, blickte Charlotte, Doc, Eleanor, Molar und McGrinder an.
„Das wird nicht einfach. Ob wir es alle überleben bezweifel ich. Ich werde da wohl auch nicht mit heiler Haut rauskommen, aber ich werde einige mit mir reißen.“
Charlotte seufzte. „Wo bist du mein Schatten?“ Sie hatte an ihr Amulett gegriffen. Sie dachte an Ihn und ihre kleine Tochter, verfluchte den Sir ihr diese Aufgabe übertragen zu haben. Es war aussichtslos.
Ein Klopfen an der Türe zerriss die Stille im Gasthaus. Eckbert war aufgesprungen. Molar, Mc Grinder und Eleanor hatten ihre Waffen gezogen.
Es klopfte ein weiters Mal, nur stärker und dringlicher.
„Erwarten wir jemanden?“, zischte Eckbert.
Alle schüttelten ihren Kopf. „Das ist ein Gasthaus. Vielleicht will jemand rein?“, flüsterte Doc.
Eckbert ging auf die Türe zu und lallte:“ Wir haben zu. Hau ab! Komm später wieder, ich bin voll!“
McGrinder musste sich ein Lachen verkneifen. Eckbert drehte sich wieder zu ihnen um und verharrte in der Bewegung.
Es klopfte erneut, doch dieses mal war es mehr ein Schlagen. Es hallte im Gasthaus.
Eckbert, noch an der Türe stehend ,zeigte wie wild auf jeden einzelnen von Ihnen und deutete an ihren Hals!
Dann entdeckten sie es selber. Ihre Amulette glühten. „Was zum?“, zischte Molar.
In diesem Moment krachte die Türe aus den Angeln und erwischte Eckbert, der durch die Wucht an den Tresen geworfen wurde. Er knallte mit seinem Kopf an die Kante und wurde bewusstlos.
„Ich hab dir doch gesagt dass die Türe ganz bleiben soll du Klotz!“, tönte eine Stimme aus dem Türrahmen wo gerade noch die Türe gewesen war. Ein riesiger Schatten füllte jetzt den Rahmen aus, der sich mit schweren Schritten in den Raum bewegte. „Tschuldigung.“, raunzte dieser hinter sich.
Die anderen standen mit aufgerissen Mündern sprachlos da und starrten auf den Kerl der sich vor Ihnen aufbaute. Sein riesiger dunkler Zylinder, der schwarze Kutschermantel, die schweren Stiefel und die gepanzerten Armschienen gaben hier ein seltsames Bild ab.
Hinter dem Kerl tauchte nun die Stimme auf die sie eben gehört hatten und Charlotte stürzte nach vorne und sprang dem Mann mit dem großen Hut um den Hals.
Molar lachte laut. „Unser Käptn. Er liebt die großen Auftritte.“
McGrinder ging auch auf ihn zu. „Tut gut euch zu sehen Käptn. Sieht nicht gut aus für uns.“
Charlotte hatte sich von ihm gelöst. „Das hat aber gedauert. Wall hast du auch mitgebracht? Sei gegrüßt Großer.“
Wall blickte verlegen auf sie hinunter und knurrte.
„Immer noch keine Worte? Freut mich euch zu sehen.“, sie knuffte Wall in den Bauch.
Eleanor ging langsam auf Wall zu und schaute zu ihm hinauf. „Gut im Futter bist du. Hab ja schon einiges von Dir gehört aber nie zu Gesicht bekommen.“ Wall versuchte zu grinsen.
„Der haust ja auch mit mir im Dunkeln in der Bilge, wenn er nicht gerade den Maschinenraum bewacht.“ Eckbert war wach geworden und kroch unter der Türe hervor die immer noch auf ihm lag.
„Du hast dich immer noch nicht im Griff du Klotz. Das hat weh getan!“
Eckbert baute sich vor ihm auf, linste zur Seite. „Käptn!“ „Gut dich heil zu sehen Eckbert!“, antwortete Black und zupfte an seinem Hut.
„Käptn verzeiht mir die Frage. Ihr seid hier. Wall ist hier. Ihr seid nicht der Zeit angepasst. Der Sir muss doch toben vor Wut.“ sagte Molar.
„Der Sir ist still gelegt! Hatte eine kampfreiche Auseinandersetzung mit ihm. War nicht leicht, aber der Klotz hier“, Black legte seine Hand auf die schweren Schultern von Wall,“ hat mehr Verstand bewiesen.“
Charlotte holte tief Luft: „Du hast ihn lahm gelegt?“
Molar lachte leise.
„Musste sein. War nicht mehr er selbst. Ihr seid mir zu wertvoll als dass ich Weiteres zulassen kann.“
Eckbert wurde still und trat dem Käptn entgegen. „Wer von uns beiden ist jetzt wirklich irre?“
Der Käptn setzte ein Grinsen auf, griff Eckbert an den Schultern. „Blut verbindet. Das musste er begreifen.“
„Was habt ihr getan, Käptn?“
„Ruhig gestellt Eckbert und vertrau mir, dass es besser ist, wenn du mehr nicht weißt. Um unser beider Willen.“, sprach Black eindringlich.
Eckbert nickte.
„Nun Mannschaft! Vizekäptn! Wo stehen wir? Klärt mich auf. Ich will euch mitnehmen. Habt ihr es?“
„Nein wir haben es nicht. Ich erkläre es dir. Komm mit.“, sagte Charlotte und zog ihn an den Tisch wo sie noch am Vorabend gesessen haben.
The Wall und Eckbert hängten derweil die Türe ein, Molar machte ein Feuer um den Gastraum wieder auf Temperatur zu bringen und verschwand in die Küche um Frühstück anzurichten.
McGrinder, Eleanor und Doc setzten sich an den Tresen und beobachteten wie Wall und Eckbert sich an die Türe setzten und sie blockierten. Das Schloss wurde in Mitleidenschaft gezogen. Das erste Opfer an diesem Tag.
Charlotte und der Käptn unterhielten sich angeregt, als sich McGrinder zu ihnen setzte.
Black schaute zu ihm: “ Den Blick kenn ich von Dir. Sprich mein Freund.“
„Ich versteh das Ganze hier nicht Käptn. Dieses ganze Schattengedöns und was es mit diesem Band auf sich hat. Was ist daran so wichtig?“
Charlotte blickte zum Maat und dann zu ihrem Mann. So ganz war sie auch nicht dahinter gekommen. Wusste aber dass es wichtig sein musste.
Black schaute den Maat eindringlich an. „Nun mein Freund. Wie soll ich dir das erklären? Einfach gesagt, existieren Dinge außerhalb unseres Planeten, die wir nicht verstehen können oder unser Verstand zu klein ist, um das große Ganze zu verstehen.“
„Verstehst du es Käptn?“
„Ich? Nein. Definitiv nicht. Doch du weißt wozu wir mit unserem Schiff in der Lage sind. Wir reisen durch die Zeit. Ob auf dem Wasser oder hoch oben in den Wolken. Das hinterlässt Spuren im gesamten Ablauf unseres Planeten. Stell dir ein Seil vor. Das ist die Zeitachse unseres Planeten. Eine gerade Linie, von der Entstehung bis zu seinem Ende. Nun stell dir unser Schiff vor, das ständig auf diesem Seil hin-und herfährt. Irgendwann wird das Seil spröde und Fasern springen hervor. Das sind die Risse, die wir verursachen oder auch Paradoxa. Durch diese Fehler im Konstrukt der Zeit haben nun andere die Möglichkeit einzudringen. Diese Paradoxa haben eine andere Energie und wenn sich diese Fasern weiter aufspleißen entstehen Schlaufen und Parallelzeiten die , wenn man sie nicht neu verdreht, zum Auslöschen des Vorangegangenen führen. Um diese Masse an Energie aufzufangen braucht man Helfer. Die hat der Sir, doch der uralte Pakt mit ihnen wird brüchig. Sagen wir so, er ist ein schlechter Käptn geworden und würdigt seine Mannschaft nicht auf angemessene, abgesprochene Weise.“
„Wir sind also Schuld dass diese Schattendinger hier sind?“, fragte er.
Mittlerweile hatte Molar aufgetischt und die anderen hatten sich dazu gesetzt. Sie hörten zu. Eckbert stand abseits und starrte Black aufmerksam an.
„Nicht von Beginn an. Zur Geburt dieses Planeten, und ich meine nicht den christlichen Mist, war dieses Seil noch jung und nicht stark. Das war die Möglichkeit das eben jene andere Wesen hierher kommen konnten. Doch über all die Millionen Jahre hinweg wurde dieses Seil stärker und somit auch länger. Keine Möglichkeit also mehr für sie hier einzudringen, wir wären weiterhin geschützt. Doch es gibt andere die wieder und wieder versuchen eben jenes Seil zu kontrollieren, oder es bereisen zu wollen, oder andere nutzen eine Energie einen Riss so unvorhergesehen verursacht, dass dieses Seil für einen kurzen Moment dermaßen verdreht, dass sich die Stränge überlappen.“ Black schaute erst zu Doc und dann zu Eckbert herüber.“ Gesehen habt ihr das als ihr Eckberts anderes zeitliches Ich gesehen habt. Sie verschwanden nur weil sich das Seil hoffentlich wieder geglättet hat. Zeit sollte man nicht ändern und wir als Seeleute wissen dass ständiges verdrehen oder sogar verknoten eines Seils es schwach machen. Richtig?“
Aus den Mündern seiner Mannschaft erklang ein einvernehmliches :“ Aye Käptn.“
„Schön! Was also tut der Seemann damit es weiterhin stark und geschmeidig bleibt? Wir fetten, ölen oder wachsen es. Nun, also kurz gesprochen. Damit wir weiter keine Risse mehr in dem Seil verursachen ist dieses Band, das er braucht, unser Schmiermittel. Deswegen haben wir Regeln wenn wir durch die Zeit reisen.“
„Und was sind das für Helfer die er vernachlässigt hat?“, fragte Eleanor die angestrengt nachdachte wer da noch auf dem Schiff war der sich mit sowas auskannte.
„Andere Wesen Eleanor. Für uns nicht sichtbar, aber doch da und sie bewegen sich permanent auf unserem Schiff und sorgen dafür das dieses Seil weiterhin stark bleibt.“, sprach Charlotte. Sie erinnerte sich an die Statue aus Stein, die sich ihr damals offenbart hatte, als sie zum ersten mal auf die Aera Hard gekommen ist.
Eckbert nickte ihr zu, grinste und tippte sich an die Stirn.
„Und wir können sie nicht sehen weil?“
„Es einem nicht gut bekommt wenn sie sichtbar werden Eleanor. Genieße lieber die Ungewissheit des Nicht sehen könnens.“, antwortete Eckbert schnell.
„Beruhigend ist das jetzt aber nicht Eckbert!“, fauchte sie.
Charlotte griff ihre Hand. „Es sind keine Feinde Eleanor. Glaube mir das.“
Sie schnaufte verärgert und verschränkte ihre Arme.
„Also brauchen wir dieses Band. Wir haben keine andere Wahl als es zu holen, wenn ich das jetzt alles verstanden habe, richtig Käptn?“
„Leider ja Molar. Außer du willst dich hier mit ihnen rum schlagen und alt und grau werden, wenn du es überlebst. Das ist die nächste Option die wir hätten. Ich lande das Schiff und wir schlagen uns bis zu unserem bitteren Ende hier durch. Keine Reise mehr. Hier ist Schluss.“
Black lehnte sich zurück und beobachtete seine Mannschaft. „Gut gesprochen Käptn“, tönte es in seinem Schädel. „Was hätte ich tun sollen? Schweigen kann ich nicht Angesichts dessen, wohin wir gehen müssen.“, antwortete er, während er seine Mannschaft ,Mann für Mann, beobachtete. Alle waren in Gedanken vertieft. Sie wägten ab. Charlotte hielt sich an seinem Arm fest. „Bist du vorbereitet Käptn?“ „Was glaubst du Eckbert? Was wäre ich für ein Käptn, sie im Stich zu lassen? Das tut ein anderer. Wir werden das schaffen. Sie werden kämpfen und ich mache mit.“ Black hielt sie weiter im Auge. „Ich und Wall stehen dir bei. Verlass dich drauf! Wie sagtest du eben? Blut verbindet? Ich werde für dich bluten wenn es sein muss.“ Black blickte zu Eckbert hinüber, der ihm aufrichtig zunickte.
Black stand auf. „Solange ihr überlegt ,ob ihr kämpfen oder segeln wollt, vertrete ich mir die Beine. Es riecht seltsam hier.“
Er schritt durch den Gastraum , vorbei an Wall, der ihm zunickte, hinaus an die kalte Morgenluft. Er blickte die Dorfstraße hinauf und herunter. Es war so still hier. Zu still für seinen Geschmack. Er schaute nach oben und blinzelte gegen die Wolkendecke. Ein leichtes Flimmern und Zucken, das er wahrnahm, ließen ihn durchatmen.
Molar trat ebenfalls hinaus und stellte sich neben ihn. Schulter an Schulter blickten sie auf das vor ihnen liegende Steinpflaster. „Kennt ihr meinen Weg Käptn?“ Black grinste. „Ich kannte deinen Weg und ich weiß, dass du einem der Schatten sehr nah gekommen bist. Zu nah für meinen Geschmack. Du hattest Glück dass Er dir zur Seite stand. Doch das liegt weit entfernt in der Zeit. Wichtig und entscheidend ist das Kommende. Und wer weiß? Vielleicht schreiben wir hier und heute die Zeit ja um. Vielleicht flechten wir einen neuen Strang an und die Zukunft ändert sich.“
„Dürfen wir das? Sind wir wirklich in der Position diese Verantwortung zu entscheiden?“, raunte Molar.
„Wir haben Hilfe mein Freund. Wir kennen die Zukunft, oder erinnerst du dich dass irgendwo geschrieben steht, dass in einem Ort im tiefsten Skandinavien, ein Schiff wie unseres entdeckt wurde, nebst Skeletten die für diese Zeit seltsame Waffen und Schmuck trugen? Ich kenne diese Passagen nicht, also hab Vertrauen in dich und dem was heute geschieht. Wir werden siegen.“
Molar schnaufte verächtlich. „Euer Vertrauen in das Heutige hätte ich gerne, aber nun gut.“, er schaute hinauf in die Wolken, sog die kalte Luft ein.“ Gibts einen besseren Tag als den Heutigen zum sterben?“
„Jeder andere mein Freund, nur nicht Dieser!“
Black und Molar gingen wieder hinein ins warme Gasthaus. Er schaute in die Gesichter seiner Mannschaft, seiner Frau, Eckbert und The Wall.
„Gut! Dann lasst uns dieses Band finden, doch bitte tut mir den Gefallen und zieht euch um. So ziehe ich in keine Schlacht mit euch. Die Regel, dass Eckbert keine Waffen bekommt, hebe ich hiermit außer Kraft. Wir brauchen jeden guten Schützen den wir kriegen können.“ Eckbert lachte laut auf als Wall mit der riesigen Holzkiste wenig später hereinkam und sie schwer auf den Boden krachen ließ. „Falls wir heute draufgehen, dann als Kinder des Kraken und nicht als Vagabunden. Geben wir der Geschichte doch mal etwas zu tun.“, sagte Käptn Black und lachte laut.
Voll gerüstet und jeder wieder in seine Kleidung, traten sie aus dem Gasthaus hinaus auf die Straße. Black wies Eckbert an voran zu gehen und ihnen den Weg zu weisen.
Sie ließen das Dorf rasch hinter sich, liefen über die Felder und Wiesen in Richtung eines Hain, der sich ihnen näher kommend größer werdend darstellte. Black schaute oft nach oben und grinste zufrieden. „Wonach schaust du Schatz?“ , fragte Charlotte ihn jedesmal und wieder und wieder sagte er ihr, dass er die Wolken im Auge hielt.“ Gute Winde waren gute Zeichen. Charlotte glaubte ihm nicht und schaute auch nach oben, doch alles was sie sah, waren Wolken die sich am Himmel sammelten.
Der Nachmittag brach an und der Hain lag nicht mehr weit, als Käptn Black Eckbert zur Seite zog , während die andern sich zur Verschnaufpause hinsetzten. Nur Wall stand wie ein Fels und hielt den Hain im Auge. Bewundernswert.
„Hast dich aufgerüstet Eckbert. Sechs Pistolen und eine Flinte. Wie fühlt es sich an?“
„Tut gut es wieder zu tragen. Danke, dass du meine alten Wegbegleiter mitgebracht hast. Wir haben viel angestellt.“ antwortete Eckbert und strich gedankenverloren mit seiner Hand über die Waffen. „Gewöhn dich nicht dran.“ „Ich weiß Käptn aber jetzt genieße ich den Moment.“ er grinste.
„Dort hinein also?“ , fragte Black.
„Aye! In seiner Mitte müsste der Eingang in die Finsternis sein. Der Wirt sagte, ehe er den Kopf verlor, dass sie auf uns warten.“
„Schätzung?“ Käptn Black sprach militärisch. Eckbert verstand. „Ich rechne mit knapp hundert von ihnen. Schwierig sie zu bekämpfen in dem Irrgarten da unten. Ich schlage Rückenformation vor. Pistolen und Schwerter nach vorne. Flinten und Büchsen sichern hinten ab mit Mündung nach vorn, bis wir unten in der Kammer sind.“
Black legte seinen Kopf schräg. Er sog tief Luft ein. „War das auch deine Taktik als du damals deine Armee verloren hast, in dem du auf Loki gehört hast?
„Autsch Käptn. Das ist aber ein Salzstein den du mir gerade verpasst. Sie waren tapfere und gute Männer und ich war dumm und blind.“ antwortete Eckbert verärgert.
„Nimm es mir nicht böse Eckbert. Ich bin nicht Loki und werte jeden von euch mit Gold auf. Ich schicke keinen von euch in den Tod. Dein Ansatz war gut, aber wir haben mehr Möglichkeiten als du sie damals je gehabt hast.“
„Habt ihr irgendwo eine Bombe dabei die ich nicht sehe? Dann könnten wir diesen Hügel nämlich aufsprengen und direkt dort hinunter.“
Black lachte und haute ihm auf die Schulter: „ Das wäre aber eine dicke Bombe. Gut dreihundert Meter massiver Stein den wir sprengen müssten. Das schafft nur ein Meteor und wahrscheinlich versenken wir dabei das ganze Land, nebst dem Band das wir brauchen.“
„Was hast du vor Black?“, Eckbert wurde misstrauisch.
„Wann ist eine Waffe am effektivsten und erreicht maximale Tötungseffizenz Eckbert? Denk nach!“
Eckbert legte den Kopf schräg, schaute Black an und sah dass sein Blick finster geworden war. Er hatte einen Plan, das sah er ihm an, doch was hatte dieser Käptn hier vor ihm im Kopf? Ein grüner Schimmer überzog plötzlich sein Gesicht und Eckbert zuckte zusammen. Das konnte nicht sein! Er hatte es sich wirklich in den Kopf gesetzt.
„Du bist Irre! Herrlich.Ich mag dich immer mehr.“, Eckbert lachte laut auf und hieb sich auf die Schenkel.
Charlotte und die anderen drehten sich zu den beiden erschrocken um.
„Was auch immer das zu bedeuten hat, ich ahne böses!“, sagte Molar.
„Verrückt! Alle beide. Definitiv Schlimmer!“,stöhnte Doc auf und schüttelte seinen Kopf.
„Komme was wolle Vizekäptn! Eckbert ist irre, aber wenn er so lacht ist euer Mann, unser Käptn, mit dem zusammen eine ganz gefährliche Mischung.“, lachte McGrinder.
Eckbert, immer noch lachend, schritt an der Truppe vorbei zu Wall und hieb ihm auf die Schulter. „Komm Klotz. Wir haben gleich einen Mordsspaß. Das gibt ein Feuerwerk!“
Käptn Black blickte hinauf zum Himmel, zupfte an seinem Hut und kehrte zur Gruppe zurück. Charlotte zog an seinem Mantel und schaute ihn fordernd an. Sie kannte den Blick der sich in seinem Gesicht abzeichnete. Der selbe wie beim Sir wenn etwas Großes bevorstand.
Er blickte ihr tief in ihre Augen:“ Vertrau mir. Wir werden siegen und Leben.“
Dann wandete er den Blick Richtung Wall und Eckbert, die den Rand des Hain erreicht hatten und auf sie warteten.
„Auf geht’s Mannschaft! Der Tag ist noch jung!“
Fragende Blicke der Mannschaft hafteten auf Charlotte, die diese mit einem Schulterzucken beantwortete, während sie weitergingen und bald die beiden anderen erreichten.
„Wie weit ist es noch bis zum Eingang Eckbert?“
„Gute zweihundert Meter von hier aus. Dort hinten seht ihr die beiden Steinquader. Genau in der Mitte davon ist der Eingang.“
„Liegt die Höhle weiter vorne oder unter uns?“
Eckbert neigte seinen Kopf schräg, schloss seine Augen. Er durchwanderte seine Erinnerung.
„Wenn ich mich recht erinnere, zwischen all dem Gemetzel, dann direkt unter uns Käptn.“
„Sehr gut!“, raunzte Black,“ Eleanor?
„Aye Käptn?“ Eleanor stellte sich neben ihn und blickte ihn an.
„Du beziehst Position rechts der Steinquader. Ziele auf alles was aus dem Eingang raus kommt. McGrinder geht über links. Bleibt beide in diesem Radius von hier aus. Schafft ihr diese Distanz?“
Beide nickten.
„Dann los. Sucht euch Deckung!“
„Zwei Schützen gegen alles was da raus kommt? Erscheint mir zu wenig.“, knurrte Molar.
Käptn Black grinste. „Kannst dich gerne anschließen oder du kommst mit!“
Jetzt war es Molar der verwirrt war, ebenso wie Charlotte und der Doc. Sie schauten ihn fragend an.
Er hob die Hand tippte gegen seinen Hut und deutete nach oben.
„Ist nicht wahr? Ihr seid echt irre.“ Molar klappte das Kinn herunter.
„Hättest du das nicht schon eher veranstalten können?“, fluchte Charlotte und hielt ihren Hut fest, denn der gerade aufkommende Wind kam nicht von ungefähr. Ein Flimmern , gefolgt von Blitzen raste über die Wolken und genau über Ihnen wurde die Aera Hard sichtbar. Sie sank langsam zu ihnen herab. Der dunkle Rumpf kam immer näher zu ihnen herunter und eine Armlänge über ihren Köpfen blieb sie in der Luft stehen.
„Ich liebe dieses Schiff!“, freute sich Molar und rieb sich die Hände.“ Ihr seid verrückt Käptn, aber die Chancen, dass wir überleben sind gerade immens gestiegen.“
„Wolken und Wind?“, Charlotte schaute ihren Mann entrüstet an, der Ihr zuzwinkerte, „Du und eine Pläne!“ Sie boxte ihn in die Seite.
Der Doc blickte hinauf. „Krankenstation klar machen Käptn?“
„Mach du mal. Für den Notfall.“
„Ihr wisst was ihr zu tun habt?“, rief Black zu Eleanor, Wall und McGrinder.
„Aye Käptn. Viel Glück!“ Wall knurrte in seine Richtung und stapfte zwischen die beiden Steinquader bereit, jedem den Kopf abzureißen, der dort aus dem Loch herauskam.
„Lasst uns Wahnsinniges tun!“, rief Eckbert und stellte sich neben Black, der gerade den Aufzug bestieg, der sich aus dem geöffneten Rumpf zu ihnen herunter gelassen hatte.
„Bereit?“
„Aye und wie! Heizen wir ihnen ein und lassen sie ihr eigenes Ragnarök erleben. Rache für meine Brüder und Schwestern.“
Black grinste bei Eckberts Worten. Griff sich das Funkgerät am Aufzug, während sie in den Bauch des Schiffes gehoben wurden.
„Feuer frei Mim! Zwischen die Steinquader. Direkt ins Nadelöhr.“
Die vorderen Bugluken wurden aufgerissen und mit einem gewaltigen Zischen löste sich eine Rakete von der Aera Hard und schoss zwischen den Steinquadern hindurch! Wall sprang erschrocken zur Seite. Die Rakete verfehlte ihn nur knapp und verschwand direkt in dem Höhleneingang, wo es eine Weile brauchte, bis eine gewaltige Explosion den Boden erschütterte. Eine Staubwolke schoss aus dem Eingang hinaus und nebelte den Hain ein.
An Deck angekommen hatte Black diesen Meisterschuss nicht mitbekommen, da er hinauf zur Brücke eilte. Charlotte hastete mit Molar und Eckbert hinter ihm her.
„Schachmatt! Jetzt sind wir dran. Deckmannschaft und Bukaniere macht euch Feuerbereit! Mim? Alle Luken auf. Kanonen feuern auf mein Kommando!“
Ein geschlossenes „AYE Käptn“ donnerte über das Schiff.
Black legte seine Hände auf das Steuerrad und schloss seine Augen.
„Jetzt kommt es. Er tut es wirklich! Euer Käptn ist ein Teufelskerl. Vollkommen bekloppt und noch wahnsinniger als ich.“ Eckbert hopste und lachte irre auf der Brücke herum. Er tat es wirklich. Er und das Schiff.
Charlotte und Molar verstanden nichts von dem ganzen wirren Gerede was Eckbert da von sich ließ.
„Du bist dran mein Mädchen. Bring uns runter!“
„Runter?“ Charlotte schrie auf. Molar rieb sich die Augen.
Ein Grollen durchfuhr das Schiff, der Herzschlag schwoll zu Paukenschlägen an, die immer schneller wurden, die Zeitblase schloss sich und die Aera Hard setzte am Boden auf und versank vibrierend im Boden.
„Kurs auf die Grotte mein Mädchen.“, flüsterte Black und das Schiff antwortete mit einem Heulen.
Eleanor und McGrinder rieben sich ihre Augen. Den Anblick werden sie nie vergessen. Ihr Schiff , dieser riesiger Bau aus Holz und Metall, setzte auf und versinkt im Boden.
Die Deckmannschaft blickte sich staunend um. Sie versanken langsam stetig eindringend, geschützt durch die Energieblase,Schicht für Schicht in der Erde. Viele rieben sich die Augen und wollten zum Käptn hoch, doch Molar stellte sich ihnen in den Weg und befahl, dass sie zurück auf ihre Posten gehen sollten. Keiner gab Wiederworte. Niemand legte sich mit den Smut an!
Charlotte war fasziniert von dem Anblick der sich vor ihr abspielte. Sie drangen so langsam in den Boden ein das sie durch die vibrierende Blase das Kies-und Lehmgestein mit all den Strukturen erkennen konnte. Dann dämmerte ihr, was ihr Mann vorhatte.
„Du hast ja doch zugehört.“, flüsterte sie ihrem Mann zu, der das Steuerrad immer noch mit geschlossenen Augen festhielt. „Platz um die Aera Hard dort hinein zu bekommen.“ Käptn Black grinste bei ihren Worten.
Schicht um Schicht stieg sie tiefer und als sie die Höhlendecke durchbrachen, beugten Molar, Eckbert und Charlotte sich über die Reling hinunter in die Dunkelheit.
Die Aera Hard dröhnte kampfbereit mit Hörnerschall, die vibrierende Schutzblase öffnete sich. Käptn Black riss die Augen auf.
„Abwurf der Brandbomben Männer! Verschafft uns Klarheit!“
Die Matrosen an Deck zündeten die Lunten der mit Öl und Schießpulver gefüllten Fässer an und warfen diese über die Reling hinab in die Dunkelheit.
„Gleich wissen wir mehr!“, rief Eckbert.
Die ersten Fässer explodierten am Boden und enthüllten eine kaum fassbare Anzahl an Schattenwesen die auseinander sprangen.
„Sind aber mehr als deine geschätzte Anzahl, Eckbert!“ riefen Molar und Charlotte ihm erschrocken zu.
Eckbert zuckte mit den Schultern, grinste verlegen und starrte auf jenes Heer dort unten das nun Panik bekam.
„Ragnarök!“, knurrte Eckbert. „Nun bezahlt ihr!“
Wall stand vollkommen still am Eingang zwischen den Steinquadern. Die plötzliche Kälte, gefolgt von dem Kreischen und Zischen aus dem Loch vor ihm, schwoll lauter werdend an. Er schaute kurz hinüber zu McGrinder und dann zu Eleanor. Beide winkten ihnen aus ihrer Deckung zu, dass sie verstanden hatten. Wall ließ die schweren Klingen aus seinem Armen im Mantel hervorschnellen. Eine Konstruktion der verdeckten Klinge, die durch ein Zucken des Handgelenkes ausgelöst wurde. In Wall seinem Fall, waren jene ihm und seinen Kräften angepasst. Schwere breite Klingen, die ihre Aufgaben stets zuverlässig erfüllten. Er stand auf und machte sich bereit diese wieder einmal einzusetzen. Er knurrte freudig, kniff die Augen zusammen und als das erste Biest seinen Kopf geifernd heraus schnellen ließ, stach er zu. Direkt hinein in den Schädel, den er mit der anderen Klinge vom Rumpf befreite.
„Verwinkelte Höhle.“, raste es McGrinder durch den Kopf, der anlegte und das nächste Biest mit einem Schuss aus seiner Flinte niederstreckte. Eleanor hatte gleichzeitig mit ihm gefeuert und beide Kugel zerfetzten den Schädel in seine Bestandteile auf.
Es kamen noch mehr von diesen tierartigen Kreaturen aus dem Loch im Boden. Wall hieb und schlug nach jenen die er erwischen konnte, doch der Schwall wuchs an.
„Verdammt!“, fluchte McGrinder, „so schnell kann ich nicht nachladen.“
Eleanor war in der gleichen Lage wie er. Sie erkannte, dass Wall überrannt werden würde und sprang mit gezogenen Entermessern aus der Deckung. „Los Maat. Helfen wir ihm!“
McGrinder tat es ihr gleich und beide rasten mit gezückten Schwerter hinein in den Schwall der Kreaturen.
Alle drei stellten sich Rücken an Rücken und schlugen in diese geifernden, zischenden Biester hinein. Sie versuchten den Reißzähnen auszuweichen, den scharfen Krallen die hervorschnellten und ihre Kleidung zerriss.
Wall packte die ihm nahe stehenden Biester am Kopf und zerriss jene.
McGrinder schlug mit dem Schwert auf sie ein, blockte mit seinem Schild die vorschnellenden Attacken. Eleanors Entermesser wirbelten durch deren Körper. Dann plötzlich sprangen die Biester zurück und sammelten sich gute zehn Meter ihnen gegenüber.
„Was soll das den jetzt?“, fauchte McGrinder, der diese neue Formation nicht geheuer war. „Taktik Maat. Mach dich bereit! Die sind nicht blöd.“, zischte Eleanor, die jene Biester im Auge hielt. Gerade als sie vorschnellen wollten, riss Wall sie zurück. „Nein! Nicht Angriff. Ist Fehler! Schaut!“, die gepanzerte, blutgetränkte Hand zeigte zwischen den beiden hindurch auf die Biester, die sich in schwarzen Nebel auflösten, der sich kreisförmig um die drei ausbreitete und zu rotieren begann. „Macht Kreis, wie eben.“, befahl Wall den beiden.
Der Schattenkreis rotierte immer schneller um die drei und brennend rote Augen starrten sie an, die sich an einer Stelle manifestierten.
„Was wird das?“ , zischte Eleanor
„Was auch immer das wird. Diese Schattendinger haben mehr parat als ich gedacht habe.“, zischte McGrinder.
Plötzlich hörte das Rotieren auf. Der Hain lag vollkommen still da. Kein Wind war zu spüren. Eleanors Haare stellten sich auf und McGrinder fluchte:“Scheisse! Nicht das!“ Dort wo eben die Augen waren formte sich ein riesiger Schlangenkopf. Metallene Fangzähne geiferten ihnen entgegen und der gesamte gerade noch vorhandene Kreis wurde zum silbrig glänzenden Körper einer Schlange, die sich gute zehn Meter in die Höhe vor ihnen zischend erhob.
Das Gift, der sich entblössenden riesigen Fangzähne, das aus ihnen tropfte, hinterließ zischende dampfende Flecken auf dem Boden die sich schwarz verfärbten.
Eleanor schüttelte ihren Kopf: „Siehst du auch das was ich sehe.“
„Aye. Doch ich glaube das nicht.“, knurrte der Maat kampfbereit.
Die Schlange setzte zum Angriff an. Ihr Kopf schnellte nach vorne und ihr schlagender Schwanz erwischte Eleanor dermaßen unsanft, dass sie gegen einen der Steinquader geschleudert wurde, der durch die Wucht ihres Körpers zerbrach. McGrinder hörte Knochen knacken, während er zur Seite gehechtet war, gefolgt von ihrem Schmerzenschrei.
Wall war ebenfalls zur Seite gesprungen und hatte versucht nach dem Kopf zu stechen. Aus der Schlange drang ein Grollen. Lachte sie etwa?
McGrinder war wieder auf den Füssen und schlug mit seinem Schwert auf den Körper ein. Der Klang von Metall machte ihm klar, dass sie hier mit Schwert nicht weiterkommen.
Er riss seine Pistole aus dem Halfter an seiner Brust und zielte auf den Kopf der Schlange. Der Knall hallte durch den ganzen Wald, gefolgt von einem fremdartigen Aufschrei, der durch Mark und Bein ging. Er hatte ihr ein Auge ausgeschossen ,was sie zischend und mit dem Kopf in seine Richtung sich wendend, beantwortete. McGrinder riss reflexartig sein Schild hoch, in dem sich die riesigen Zähne der Schlange bohrten. Sie ruckte geifernd mit ihrem Kopf und er flog krachend gegen einen Baum. Er spürte dass seine Rippen brachen und ein schwerer Stein sich auf seine Brust legte.
„Verdammt!“, fluchte er. Er hustete und spuckte Blut.
Die Schlange kam näher, zerbiss splitternd sein Schild das noch in ihrem Maul steckte und wollte gerade zuschnappen, als sie ruckartig von ihm weggerissen wurde.
Wall hatte sich ihren Schwanz gepackt und zog mit all seiner Kraft an ihr. „Nein. Das Freunde! Kämpf mit mir.“, brüllte er und rammte seine Klingen in ihren Körper die zerbrachen.
Ein Beben und Grollen durchfuhr die Schlange. Sie lachte, oder zumindest klang es so und wandte ihren Kopf in seine Richtung. Ihr Angriff kam so schnell dass Wall ihr aufgerissenes Maul gerade noch zu packen bekam, doch ihre Zähne borten sich in seinen Arm. Er roch den fauligen Atem und hielt mit all seinen Kräften das Maul von ihm fern. Er ruckte und riss. Sie stieß nach vorne und schob ihn über den Waldboden. Das Gift der Schlange durchströmte seinen Körper so schnell, dass er seine Besinnung fast verlor. Hinter Wall gab es eine gewaltige Explosion und der Kopf der Schlange platzte in einem Feuerschwall in seinen Händen und Wall krachte auf den Boden.
Er atmete schwer. Ein Gesicht im Nebel beugte sich über das seine , etwas wurde in seinen Mund gesteckt und ehe er vollkommen seine Sinne verlor hörte er noch die Worte: “Schlaf jetzt mein Großer. Du hast deine Pflicht erfüllt.“
Ein gewaltiges Inferno entbrannte in der Halle aus Stein. Eckbert hastete, feuernd von links nach rechts, auf der Brücke. Er zielte mit seiner Flinte auf jeden Schatten der sich dort unten bewegte. Die Matrosen luden und feuerten, das Deck vibrierte unter den 68 Kanonen die abgefeuert wurden. Mim war in ihrem Element. Sie trieb ihre Kanoniere an und scheute nicht davor, selbst beim Laden und Feuern Hand anzulegen. Steintrümmer zerfetzten die Körper der Schatten, die keine Möglichkeit hatten zu entkommen, da die zuvor abgefeuerte Rakete den Fluchtweg zerstört hatte. Das ganze erinnerte an Schießen auf Fische in einem Fass. Die Matrosen warfen weitere Brandbomben in die Tiefe unter sich. Black hielt das Steuer und manövrierte die Aera Hard kreisförmig durch die Halle.
Molar hatte den Kadaver des Wolfes im Blick und sah das aufglimmen des Bandes um dessen Hals.
„Dort Vizekäptn, ich seh es. Es ist noch da!“
Eckbert hatte sich ein Seil gegriffen, zurrte es am Mast fest.
„Wer kommt mit?“, lachte er und nahm Anlauf mit dem Seil in der Hand und sprang hinunter über die Reling.
Charlotte und Molar schauten erschrocken hinterher und sahen Eckbert, wie er sich am Seil abbremste und hart neben dem Kadaver des Wolfes landete.
„Der ist irre!“, fluchte Molar. „Und gleich tot!“, schrie Charlotte, griff sich ebenfalls ein Seil, schlang es sich um die Hüfte und sprang mit gezogenen Klingen ebenfalls hinunter.
Ein Heulen hallte durch das Inferno und in dem Kadaver des Wolfes erwachte etwas Lebendiges. Ein Herzschlag, der nichts Gutes versprach, erklang durch die Halle.Die getöteten Schatten lösten sich in Nebelschwaden auf und sammelten sich alle in dem riesigen Wolf ,der sein Erwachen ankündigte.
Das Steuerrad, das Käptn Black in seinen Händen festhielt, begann zu zittern. Die goldenen Fäden die sich durch sein Holz zogen begannen zu flackern.
„Was ist los altes Mädchen?“
Charlotte krachte ebenfalls neben Eckbert auf den Boden, nebst Molar, der kurz nach ihr mit gezogenen Waffen auch gesprungen war.
„Das nächste Mal erinnert mich an eine Leiter!“, fluchte er und rieb schmerzverzerrt seine Knie.
„Das verdammte Vieh lebt!“, fluchte Eckbert und feuerte seine Waffen auf den Wolf leer. Die zeigten keine Wirkung. Der Wolf holte mit der Pranke aus und wischte die drei gegen eine Felswand. Dann blickte er hinauf zur Aera Hard und stieß ein Bellen aus. Ein Zittern durchzuckte das schwebende Schiff und sie blieb schlagartig stehen. Black, der das Steuerad gehalten hatte, war bewegungslos. Eine eisige Kälte überzog das ganze Schiff und alle auf und unter Deck verharrten in der Bewegung. Kein Muskel gehorchte ihnen und sie stürzten wie nasse Säcke zu Boden. Sie waren handlungsunfähig.
Der Wolf , nun vollkommen regeneriert, richtete sich zu seiner vollen Grösse von gut zwölf Meter auf und heulte den Ruf einer Bestie gegen die Höhlendecke.
Er war erwacht aus seinem Todesschlaf. Die einströmenden Schatten verliehen ihm Leben und die zerstörerische Kraft ihrer Rasse.
Er wandte seinen Blick gegen die drei am Boden liegenden Kämpfer.
Sein schwarzes Fell glänzte im Licht der Brandbomben und seine riesigen Krallen leuchteten metallisch. Kratzend gruben sie sich in den Stein auf dem er geschlafen hatte und hinterließen funkensprühend ihre Spuren.
Eckbert, noch vollkommen bewegungslos, blickte zu Molar und Charlotte hinüber die bewusstlos von dem Schlag des Wolfes, unweit von ihm lagen. „Es tut mir leid.Ich habe versagt.“
Er sah den Kopf des Wolfes nach ihnen schnuppernd auf sich zukommen.Dieser Riss sein Maul auf. Eckbert roch den faulen Atem und versuchte zu schreien, doch es kam nur ein krächzen:“ Mach schnell du Mistvieh. Ich werde dir schwer im Magen liegen.“
Ein Donnern von explodierendem Gestein erschütterte die Halle, gefolgt von Feuersalven die auf den Wolf nieder prasselten. Der jaulte auf. Die Geschosse die ihn trafen zeigten ihre Wirkung. Wie Glühwürmchen zeichneten sich ihre Einschläge auf seinem Körper ab, die klaffende , triefende Wunden zurückließen. Eckbert sah wie sich jemand blitzschnell über die Felswände bewegte und dem Wolf Schmerzen zufügte. „Loki! Du verdammter Trickser!“
Der Mann raste über die Wände, nutzte den Rumpf der Aera Hard um auf die andere Hallenseite zu springen und feuerte ohne Unterlass auf den Wolf, bis seine Waffen leer waren. Er sprang von der Felswand ab und landete schwer, direkt vor dem Wolf, zog ein Schwert aus dem Rücken, dessen Klinge sich leuchtend silbern präsentierte und sprang die Felsen am Boden nutzend, auf den Wolf zu, der versuchte nach ihm zu schnappen. Die beiden jagten sich durch die Halle. Der Wolf knurrte und schnappte wieder und wieder nach vorne. Dann bleib sein Jäger an einer Wand stehen. Die Pranke mit den scharfen Krallen raste mit immenser Kraft und Schnelligkeit auf den Mann zu, der dies nutze, um über die diese auf den Wolf zu kommen. Er jagte über die Schulter, stach mit dem Schwert ins Schulterblatt und schwang sich auf den Rücken des Tieres.Der bockte, schnappte , jaulte und versuchte ihn loszuwerden. Doch der Mann krallte sich ins Fell und hielt sich wie eine Zecke im fest. Dann sprang er hoch und rammte, die Wucht nutzend, sein Schwert in die Wirbelsäule unterhalb des Nackens in den Wolf. Das tief im Fleisch sitzende Schwert riss er herum und nutzte den Schwung, sich am Griff haltend ,seitlich hinunter zu rutschen. Der Wolf jaulte seinen letzten Atem, ehe sich der nun geöffnete Hals und dessen Blut, sich in einen tiefschwarzen See vor den Füssen des Mannes ergoss.
Dieser ging auf den Wolf zu, strich gedankenverloren über dessen Schnauze und riss das Band von seinem Hals und steckte es in seine große Jackentasche.
Er schaute hoch zur Aera Hard , grinste und ging auf die drei zu, die immer noch am Boden lagen.
Er beugte sich zu Eckbert hinunter zog ihn in seine Arme und strich über seinen Kopf. Eckbert blickte hinauf:“ Das hat aber gedauert Vater. Wo warst du all die Jahrhunderte?“
Der Mann, dessen Gesicht dunkel hinter der Kapuze lag, sprach:“ Immer hier Ekus!“, und tippte auf seinen Brustkorb. „Immer in deiner Nähe mein Sohn.“
Er öffnete dessen Mund und steckte ihm jene Frucht von damals hinein. „Schlaf jetzt mein Sohn.“ Eckbert biß zu und fiel in einen tiefen Schlaf.
Dann ging er weiter zu Charlotte und Molar.
„Immer muss ich mich kümmern.“, flüsterte er. Er strich Charlotte über ihr Gesicht und wandte sich Molar zu.
„Immer noch der alte Griesgram, gebeutelt von Albträumen.“ Er öffnete Molars Mund, steckte ihm eine Kapsel zwischen die Zähne und ließ sie zerplatzen. „Vergessen ist eine Gute Sache, wenn man es kann.“
Dann blickte er hinauf zum Schiff, zog ein Horn unter seinem Mantel hervor und durch die Halle ertönte ein langer tiefer Ton. Das Schiff bebte und vibrierte. Ein ruhiger Herzschlag erklang in der Halle. „Genug geschlafen.“, zischte der Fremde, mit Blick zum Schiff hinauf. Dann ließ er einen kurzen Pfiff erklingen und der Rumpf des Schiffes öffnete sich. Der Aufzug kam herunter auf dem sich kaum erkennbare Gestalten wie Schemen aufhielten.
„Bringt sie hinauf und achtet darauf, dass sie gut auf dem Meer ankommen.“
Dann griff er in seine Tasche, hielt das Band den dunklen Wesen hin. Die antworteten mit einem sanften Knurren, das erfreut klang. „Sie liegen dahinten. Bettet sie sanft und all die anderen auch. Oben liegen auch noch drei “, er zeigte zur Decke, „ bringt sie auf die Krankenstation.“
Die Schemen nickten ihm zu und glitten lautlos ihrer gestellten Aufgabe entgegen.
Der Aufzug stieg wieder empor und das Schiff schloss die Schutzblase und verschwand vibrierend durch die Höhlendecke.
Er blickte ihr noch hinterher bis ihr Rumpf komplett verschwunden war.
Dann ging er zu dem Wolf hinüber, der zu verwesen begonnen hatte, strich ihm über das restliche Fell und schnaubte. „Eigentlich gehört dein Leben vergessen. Doch Glauben brauchen wohl alle. Zumindest jene die nicht wissen.“
Er zog sein Schwert und brach dem Tier noch die Fangzähne aus. „Verzeih aber die werde ich noch brauchen.“
Er blickte hinter dem Wolf an die Felswand und betrachtete den Riss der sich darauf abzeichnete. Langsam schritt er darauf zu. Seine Hand gleitet langsam darüber aus dem er ein leichtes Summen wahrnahm. Es kribbelte in seiner Hand.
„Auch du bist bald vergessen. Irgendwann kehre auch ich wieder zurück. Doch nicht hier und nicht heute. Noch bestimme ich wer lebt und wer stirbt.“ Das Summen verschwand und der Riss verblasste mit einem Knirschen.
„Man mag ihn. Das ist gut so. Schmeckt dir der Kaffee Charlotte?“ fragte Nickodemeus der neben ihr auf die Brücke getreten war.
Sie schaute gerade noch ihrem Mann hinterher, der die Mannschaft freundlich begrüßte, auf dem Weg zu Molar, um sich seinen Kaffee zu holen, den sie ihm verweigert hatte.
„Kannst du nicht einmal , wie jeder andere hier auftauchen? Dieses Schattengelaufe macht mich wahnsinnig Nickodemeus.
„Verzeih mir kleine Rose. Alte Gewohnheiten. Gut geschlafen?“
„Ich habe sehr tief und ruhig geschlafen, wenn du das meinst.“
Charlotte verstand die Frage nicht, die stellte er nie. Mal von dem Auftauchen von ihm an einem ganz gewöhnlichen Tag.
„Viel los heute früh. Liegt an der frischen Luft, will ich meinen.“ , seufzte Nickodemeus ,während er mit ihr aufs Deck schaute.
„Gewöhn dich daran, dass hier auf dem Schiff nun mehr Leben herrscht, bevor es nur Dich, Eckbert und mich hier gab.“, neckte sie ihn.
„Was habe ich mir da nur bei gedacht?“, lachte er.
Er blickte Charlotte an, die den Kopf schräg legte.
„Was wollen wir an der Küste Skandinaviens?“ , fragte sie.
„Atmen, meine Kleine Rose und den Sonnenaufgang bewundern. Das Leben erwacht. Ein neuer Morgen, eine neue Zeit.“
„Ich versteh dich manchmal echt nicht Nickodemeus. Schicke Brosche übrigens. Ein Wolf? Noch nie gesehen an deiner Jacke.“
„Na es wäre doch langweilig, wenn du mich kennen würdest. Genieße den Morgen meine Rose und die frische Luft.“
Charlotte lächelte und atmete in der aufgehenden Morgensonne tief ein, während sie das Farbenspiel auf dem Wasser betrachtete.
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