"Opfere Tausende um Millionen zu retten"
Ein Credo dem ich nicht ganz abträglich, ja sogar abgeneigt bin um Schlimmeres zu verhindern. Seltsam nur das ich diesesmal nur die Stimme der vernichtenden Vernunft war und nicht die Exekutive.
Da stand er vor mir, schwer auf seinen Stock gestützt. Ein Anblick des geschundenen Elends. Er war mit seinem medizinischen Wissen am Ende. Ein letztes Aufbäumen des Widerstandes mir gegenüber aufgrund meiner Argumentation es letztendlich auf meine Art zu lösen.
Er weigerte sich vehemment, doch ich kenne die Geschichten und das was aus dieser Tat nun resultieren würde wenn dieser entkräftete Kerl vor mir nun endlich zustimmt, anstatt uns dreien hier an diesen tödlichen Ort die Zeit zu rauben.
Ich schmunzle. Zeit rauben. Mir. Herrlich.
"Ich kann das nicht. Bitte verlangt das nicht von mir. Ich schwor einst jedwedes Leben zu heilen und dem Tod zu entreissen. Das ist bestialisch was ihr von mir verlangt."
"Mein guter Freund. Ich gebe euch nun schon seit sehr langer Zeit Geleit und gab euch Erkenntnis über Kräfte, an die ihr damals nie nur im Ansatz erdacht hättet. Habe ich euch je Grund gegeben mir nicht zu vertrauen, geschweige denn an mir zu zweifeln?" , Ich griff seinen schmächtigen Schultern und beugte mich näher an ihn. "Das ist nur ein kleiner Schlag hier auf diesen Grund der jedoch unzählige retten wird. Diejenigen die ihr hier noch vergebens versucht zu retten sind eurer letzten Kräfte nicht wert. Erkennt das, ich bitte euch. Denkt nocheinmal kurz nach. Tausende gegen Millionen!"
"Ich bin Arzt verdammt nochmal und kein Mörder wie ihr!", er schrie zumindest es seine Kräfte noch hergaben. "Ich schwor den Eid. Lernte bei vielen Meistern wie man jedwede Art von Krankheit heilt. Ihr gabt mir diesen Stock der den Äther inne hat. Ich heilte Hunderte hier an diesem Ort und doch bin ich am Ende! Der Stein hat keine Kraft gegen diese Überhand dieser Seuche und doch kann ich nicht das tun was ihr verlangt Nickodemeus. Eine Bestie seit ihr wenn ihr das von mir verlangt!", angewiedert spuckte er mir vor die Füsse und sein Blick war mir gegenüber eiskalt und wütend gerichtet. Seine Hände klammerten sich an den Stab bis seine Knochen hervortraten.
Sein Begleiter stellte sich zwischen uns um schlimmeres zu verhindern.
"Gib ihm Zeit Sir. Diese Entscheidung is schwer für ihn. Er hat alles getan was er konnte."
"Und doch versagt er hier. Ich kenne den Ausgang wenn er nicht handelt. Die Seuche verbreitet sich und nur wir zwei werden das überleben. Unser Blut macht uns immun. Du weisst wie es weiter geht."
Er nickte und schaute auf den Heiler. "Tu was er sagt Doc. Wir zwei reisen nun schon so lange zusammen und ich hab dir viel Ärger vom Hals gehalten. Ein wenig solltest du mir nun vertrauen."
"Nenn mich nicht Doc!", wütend stiess er ihn weg. "Was bin ich denn für ein Arzt wenn ich das jetzt tue was er verlangt?", giftig und höchst aggresiv trafen seine Blicke mich, " Er , der hier und da auftaucht und von all den Menschen gar nichts hält. Erinner dich wie abartig er sie findet. Nein! Glaub mir. Wenn ich das tue wird er das geniessen. Er liebt den Tod."
Ich hatte genug gehört.
"Bist du so blind? Deine Kräfte sind hier zu ende. Die Stadt wird in der schwarzen Seuche ersaufen. Sie wird sich ausbreiten und die Welt in ihren Klauen zerfetzen. Nichts wird das hier überleben und nur weil du dich weigerst? Ich dachte das Wissen und Verstand Hand in Hand gehen, doch bei dir ist es hoffnungslos. Doktor nennst du dich? Ich nenne dich Scharlatan!"
Das hatte gereicht. Er riss den Stab hoch und griff mich an. Darauf hatte ich gewartet. Den Stock beiseite stossend packte ich ihn am Hals, riss ihn hoch und liess ihn das sehen was ich einst gesehen habe als ich nicht gehandelt habe.
"Sieh hin und erkenne was geschieht wenn du nicht handelst wie ich es dir befehle!"
Sein Blick wurde glasig und das Gas aus meinem Arm tat seine Wirkung. Er fiel.
"Lass ihn runter Sir!", zischte sein Begleiter.
"Bleib ruhig. Ich zeige ihm nur was geschah."
Ich betrachte diesen hageren Kerl und legte ihn auf den Boden, damit er seine Reise antreten konnte.
"Gib mir den Stab.", befahl ich seinem Begleiter der den Stock vom Boden hochnahm und gehüllt in seinem schwarzen Umhang auf mich zu wankte. "Hast wieder getrunken?"
"Aye. Du weisst das ich das muss. Deine Order damals und der widerspreche ich ungern. Nicht gut wenn ich es mal nicht tue."
Ich nahm den Stock und schmunzelte. Ja, gut ist es für niemanden wenn er nicht sein Gebräu nimmt. Eine Mixtur die ich entwickelt habe und die ihn unter Kontrolle hält. Sie macht ihn umgänglich und weniger tödlich für andere. Der Nachteil ist nur das er mittlerweile davon abhängig ist. Ich werde die Mixtur nochmal überdenken aber nicht hier und schon gar nicht an diesem schwarzen Ort. Ich schaute auf meinen Ortungsgerät und das was ich befürchtet hatte war eingetreten. Wo soviel Tod herrscht ist er nicht weit. Mein Fehler.
Hastig griff ich den Stab und befestigte den Auslöser an seinem unteren Ende. Einer meiner Erfindungen die uns jetzt hilfreich sein wird.
Ich wandte mich um gab ihm den Stab zurück. Ein schönes Stück Handwerk war er. Sein weisser Stiel spiegelte das aufkommende Mondlicht wieder und der grüne Stein an seiner Spitze pulsierte gleichmässig. Fast beruhigend aber von immenser Kraft die von dem Pulsieren ausging.
"Du weisst was zu tun ist? Enttäusch mich nicht mein Lieber."
"Was mit ihm? Dem Doktor? Wie lange liegt er noch darum wie ein zappelnder Fisch?"
Er zuckte tatsächlich. Er hatte nun die Endphase der Vision erreicht die ich vor ihm erlebt habe. Ein grausames Erlebnis. Das dürfte reichen seinen Widerstand zu brechen.
"Nicht mehr lange. Ich hol ihn jetzt zurück. Gib du jetzt gut acht. Wir sind hier nicht mehr allein. Mach dich bereit!"
Des Doktors Begleiter nickte. Er wusste wen ich meinte und er teilt seine Aversion gegen ihn mit mir gemeinsam. Seine Hand glitt unter den Umhang an das Schwert das er ständig mit sich trug. Eine spezielle Klinge die immensen Schaden gegen jedwede Form von Wesen ausrichtet. Zu meinem Leidwesen auch eine lange Zeit gegen die Affen hier auf dieser Welt bis zu dem Tag als ich ihn fand und erkannte was er war. Mein Schicksal geht manchmal seltsame Wege.
Ich tauschte die Kartusche an meinen Apparat und die Salve silbrigen Gases legte sich auf das Gesicht des am Boden liegenden von Krämpfen gepeinigten Doktors.
"Ich verschwinde jetzt und suche ihn. Du passt auf und hilfst ihm. Ist das klar?"
"Aye! Wie immer Sir." Er liess den Korken von der Flasche ploppen und nahm einen kräftigen Zug. "Bin bereit. Lass ihn kommen." Seine Augen funkelten dunkel und er grinste.
Er war mir so ähnlich. Ich schwang mich über die vorstehenden Erker und Balustraden auf die Dächer über den Platz um die bessere Übersicht zu haben. Egal aus welchem Schatten er treten sollte. Von hier oben sehe ich ihn.
"Na? Dröhnt der Kappes? Hoch mit Dir. Muss doch kalt sein da unten."
Der Doktor rappelte sich benommen und gestützt auf. Er hatte eine Reise hinter sich die ihn noch lange verfolgen würde. Das wusste er. Doch seine Wahl existierte nicht mehr. Er hatte ein Ende gesehen und eine Zukunft die so nicht sein durfte. All die Schreie, die Gewalt und dann diese Stille aus der sich Wesen erhoben die den Rest der Menschen hier ausrottet nur um selbst diesen Planeten zu regieren.
"Hatte ich dir schon gesagt das ich ihn ihn hasse wenn er Recht hat?"
"Unzählige Male Doc aber mir brauchste nix davon zu vertellen. Ich kenne ihn länger als du es dir auch nur im Ansatz deines mageren Schädels ergrübeln kannst."
Er nickte. Nahm den ihm gereichten Stab und schaute sich um. Die Fenster der Häuser waren mit Brettern vernagelt und die weissen Kreuze auf den verrriegelten Türen machten ihm das Ausmass klar in dem er nun seine Entscheidung fällen wird. Er seufzte schwer.
"Ist es das Richtige? Ist dies wirklich der einzige Weg. Hab ich keine andere Wahl? All jene in den Häusern hier sollen nun so enden?", er flüsterte dies mehr zu sich selbst als sich eine vertraute Hand auf seine Schultern legte. Er der ihn nun schon seit Jahren auf seinen Reisen begleitet stand ihm bei.
"Du tust das Richtige und gegen die Albträume hab ich was hier.", er wedelte mit seiner Flasche vor seiner Nase, "aber du solltest jetzt so langsam handeln. Entscheide dich. Wir haben sonst gleich ne Menge Ärger am Arsch."
"Was soll denn noch schlimmer sein als das was ich tun soll?"
"Schau mal hoch. Er wacht auf den Dächern. Die Schatten um uns herum werden lebendig. Ich kann es sehen und du hast sie auch gesehen. Also eil dich."
"Woher weisst du was ich........?" Doch der Doktor schwieg rasch als sich die dreckige Hand auf seinen Mund legte die nach vergossenen Rum roch. Vor ihnen in der Gasse regte sich ein Schatten der sich löste und wankend auf sie zuschritt.
"Verdammt. Da ist einer und wer weiss wieviel noch. Mach hinne jetzt!"
Der Doktor schaute seinem treuen Begleiter hinterher als dieser sein Schwert unter dem Umhang riss und auf den Schatten zurannte. Er selbst schaute hinauf zu ihm. "Tu es. Es ist der richtige Weg. Ich bringe dich hier weg. ", tönte seine Stimme im Kopf des Doktor. ER der Sir, geheimnissvoller als alle Männer die er je kennen gelernt hatte.
Er blickte auf den Stock in seine Hand, betrachtete den pulsierenden Stein der ihm sogar hier aussergewöhnliches hat vollbringen lassen. Doch diesesmal kam er nicht mal mehr mit ihm weiter.
Seine Brust schmerzte und alle Gedanken in seinem Kopf schrien gegen seine Entscheidung. Doch in seinem tiefsten Inneren hatte er durch die Vision begleitend den Entschluss gefasst.
"Eil Dich Doc!"
Aus diesen Gedanken gerissen sah er seinen Freund nun fünf Schatten gegenüber. Er kämpfte wild und jedesmal wenn die Klinge traf glühten die Wunden der Schatten rötlich auf und trieben sie zurück.
"Tu es! Schlag den Stock in der Mitte des Platzes auf den Boden und dann lauft. Lang hält er auch nicht mehr Stand. Es werden mehr." Wieder die Stimme von ihm in seinem Kopf.
Der Doktor schritt auf die Stelle zu die der Sir ihm gewiesen hatte.
Er schloss die Augen, atmete tief und schwer ein. "Liebe Mutter und alte Meister. Bitte vergebt mir meine Tat und dent nicht schlecht von mir wenn ihr diese Tat im Jenseits vernehmt. Ich habe alles versucht und doch seht ihr mich gescheitert. Doch ich tue dies mit dem Wissen von Schlimmeren."
Er riss den Stock nun in die Höhe, atmete tief ein und schrie seine Wut in den Himmel in meine Richtung :"Vergebt mir und seien eure Seelen nun befreit!"
Der Stock schlug hart auf den Boden auf und aktivierte ein höllisches Inferno.
Der Zünder in dem Stab sendete eine grüne Welle aus die sich kreisförmig ausbreitete und die Brandsätze hochjagte die ich zuvor in den Kellern der Häuser gelegt habe.
Den Doktor und seinen Begleiter schleuderte es hart auf den Boden und sie rappelte sich in der Hölle wieder auf.
Von oben wies ich ihnen den Weg, sie eilend antreibend, der für einen kurzen Explosionsmoment sicher war. Hinter ihnen splitterten die Fenster und Türen krachend auseinander und das Feuer, eine spezielle Mischung frass sich seinen weg hinter ihnen her.
"Lauft schneller!", rief ich ihnen zu während ich den Weg über die Dächer nahm, die Wesen die sich ihnen in den Weg stellend von hier oben aus eliminierend. "Rennt schneller! Zum Hafen"
Die Schreie aus den Häusern waren Folter in den Ohren des Doktors. Waren sie unschuldige Opfer, vielleicht noch gar nicht erkrankt?
"Renn Doc, renn." Sein Begleiter packte ihn an der Schulter und riss ihn mit während von oben Nickodemeus Richtungen brüllte und Menschen niederschoss die sich in Panik vor dem Feuer ihnen in den Weg stellten. Sein Begleiter schlug mit seinem Schwert auf sie ein, während er ihn an ihnen vorbeiriss.
Hinter ihnen die Schreie, die Hitze und das mächtige Knallen von Explosionen liessen ihn alles nur noch in Trance wahrnehmen als sie das Hafenbecken erreichten und sein Begleiter ihn hineinwarf.
"Da biste sicher, ich klär den Rest. Nickodemeus wo bist du?" , hörte er ihn noch rufen als seine Sinne in Dunkelheit verschwanden und die eisige Stille des Wasser ihn umschloss.
Wenige Zeit später zogen wir den Doktor aus dem Hafenbecken und holten ihn aus seinem Zustand der Bewusstlosigkeit zurück.
"Da trink ein Schluck. Hilft beim vergessen. Bist ja ein ganz übler Feuerteufel."
Mit zittrigen Händen ergriff der Doc die Flasche und sein treuer Freund brachte ihn auf mein geheiss auf unser Schiff das am Kai ankerte.
Die Pest war nun bezwungen, mein Fehler immens geschwächt und dieser Tag wird als grosser Brand von London nun in die Geschichte eingehen.
Wie ich schon sagte: "Opfere wenige um viele zu retten."